Bedburger Sarkophagkrieg


Heinz-Toni Dolfen



Es war kurz vor Weihnachten, am 22. Dezember 1949, als in der Nähe von Auenheim römische Grabbehältnisse gefunden wurden. Offenbar diente diese Grabstätte den Hofbesitzern einer benachbarten villa rustica. Auenheim gehörte damals zur Gemeinde Bedburg, was noch eine gewisse Rolle spielen sollte.

Bei den Funden handelt es sich um zwei Steinkisten als Graburnen für die Feuerbestattung und einen Sarkophag. Es ist ein seltener Fund, der den Wandel der Bestattungssitten in dieser Zeit dokumentiert. Die Objekte wurden in das 3. Jahrhundert datiert. Leider waren sie bereits geplündert worden.

Auenheim Lage der Funde © Stadtarchiv Bedburg

Die Kreisverwaltung ließ die Funde nach Bergheim auf den Hof des dortigen Rathauses bringen, um sie nach dem Willen des Landeskonservators später an geeigneter Stelle der Öffentlichkeit zu zeigen. Dort stehen sie nun seit Jahren, bewacht von Kanonen aus dem Krieg von 1866, die allerdings nicht mehr funktionsfähig sind.

1955 stellten die Bedburger fest, dass diese Grabungsstücke nach Bedburg gehörten, wie der Auenheimer Ortsvorsteher Juris bemerkte. Nach einer Ratssitzung schrieben die Bedburger einen Brief an die Amtsverwaltung Bergheim mit der Absicht, die Särge in Bedburg aufzustellen. Die Bergheimer reagierten mit einem Verweis auf den Landeskonservator und die Kreisverwaltung, die die Objekte vor dem Aachener Tor in der Grünanlage aufstellen wollten. Es begann ein reger Austausch, in den sich nun auch die Bedburger Heimatfreunde einschalteten. Bedburg wandte sich nun an die Kreisverwaltung mit der Bitte um Rückgabe der drei Sarkophage.

Eine Zeitung berichtet von mit Kanonen bewachten römischen Sarkophagen am Bergheimer Rathaus, und ob dieser „Raub“ zwischen den beiden zu einem Krieg führen könnte? Dieser „Bedburger Sarkophagkrieg“ sorgte, wie berichtet wird, zu weiteren wachsenden Spannungen.

Anfang Juli 1955 teilte Amtsdirektor Kniep in der Sitzung des Bedburger Stadtrates mit, dass der Kreis der Rückgabe der Sarkophage an Bedburg zugestimmt habe. Noch am selben Tag erhielt der Bedburger Bauleiter Lipka den Auftrag der Verwaltung, einen Platz für die Särge herzurichten. Die Kreisverwaltung und das Amt Bergheim drängten nun auf eine möglichst rasche Abholung der Särge, da sie den Bau der Rathauserweiterung und des neuen Verwaltungsgebäudes behinderten. Lipka beauftragte die Firma R. Wilkens aus Horrem mit dem Transport, der am 17. November 1955 durchgeführt wurde.

Wer nun glaubt, es sei Ruhe eingekehrt, sieht sich getäuscht. Im Dezember 1974, also fast 20 Jahre nach der Rückführung des Sarkophags und der Aschenkisten, fragte eine Zeitung: "Preisfrage: Wem gehören die Sarkophage?". Sie bezieht sich dabei auf eine Forderung aus Niederaußem, die Auenheimer Funde in ihrer Gemeinde im Park neben der Kirche aufzustellen. Hintergrund ist, das Auenheim ab Januar 1975 zusammen mit Niederaußem zur neuen Stadt Bergheim gehört.

Der damalige Bedburger Amtsdirektor Jakob Nußbaum sagte dazu „Wir denken nicht daran, die Särge aufzugeben. Die sind eindeutig auf Auenheimer Gebiet gefunden worden. Wir haben das prüfen lassen.“ Zur Zeit der Ausgrabung war Auenheim Bestandteil der Gemeinde Bedburg.

Es kehrten wieder Jahre der Ruhe ein. Im Jahr 2017 wurde in Bergheim über die Zukunftsgestaltung von Bergheim diskutiert. Die Ergebnisse sind in einem Bericht zusammengefasst. Daraus geht hervor, dass die Sarkophage von Bedburg nach Auenheim zurückgebracht werden sollen. Tut sich hier ein neues Konfliktfeld auf?

Heute stehen diese Gegenstände, wie auch der Sarkophag aus Blerichen, auf einer Wiese in unmittelbarer Nähe des Bedburger Schlosses.

Quellen:
Stadtarchiv Bedburg
Intelligenzblatt für den Kreis Bergheim und den Landkreis Köln
Zeitung Rundschau
Zeitung Kölner Stadt-Anzeiger
STEK Bergheim 2035

Foto: © H.-T. Dolfen

Weitere Infos:
Sarkophage Schlosspark
Sarkophag aus Blerichen