Zisterzienser - Der weiße Konzern
Excursion zum Rheinischen LVR-Landesmuseum Bonn
Am Samstag, dem 13.Januar 2018 besuchte der Verein für Geschichte und
Heimatkunde Bedburg e.V. eine Ausstellung der Zisterzienser im Rheinischen
Landesmuseum für Archäologie, Kunst-und Kunstgeschichte in Bonn.
Schon auf der Busfahrt zum Museum trug Herr Obergünner eindrucksvoll ein
Kurzreferat über die Gründung, das Leben und das europaweite Wirken der
Zisterzienser vor.
Besuchergruppe des Geschichtsvereins im Museum
Ein wesentlicher Anlass zur Ordensgründung war in der Abtei Cluny zu
suchen.Diese große und angesehene Benediktinerabtei in Burgund hatte im 11.
Jahrhundert durch Spenden, Stiftungen und Erbschaften sowie Ländereien ein
großes Vermögen erworben. Ein Zeichen des Wohlstandes war der 1088
begonnene Bau der damals größten Kirche der Christenheit, die sogar die Basilika
Alt-Sankt -Peter in Rom an Größe übertraf.
Aus den Reihen dieser einflußreichen
Abtei gingen ihre Mönche und mehrere Päpste hervor.
Der Zisterzienserorden entstand durch Reformen aus der Tradition des Ordens der
Benediktiner.
Mutterkloster und Namensgeber der Zisterzienser ist das 1098 von dem
Benediktiner Robert von Molesme und weiteren Mönchen der Abtei Molesme
gegründete Kloster CITEAUX (lat. Cistercium, dt.Zisterze). Abweichend werden
Zisterzienser aber auch nach dem hl.Bernhard von Clairvaux Bernhardiner bzw.
Bernhardinerinnen genannt. Die Gemeinschaft hatte das Ziel, ganz nach der
Ordensregel des Benedikt von Nursia zu leben.Auf dieser Grundlage wollte sie
ausschließlich von ihrer eigenen Hände Arbeit leben.
Die Erhebung des Zehnten
lehnten sie ab.Einfachheit der Lebensweise und Abgeschiedenheit von der Welt
waren Grundideale der Reformgruppe. Dazu gehörte auch die Regel des heiligen
Benedikt „ora et labora“, bete und arbeite.
Kirchenruine Heisterbach, im Vordergrund Steinfragmente Kirchenfenster des Altenberger Doms
Neben Robert von Molesme trat später der Abt Alberich von Citeaux hervor, der das
Kloster 10 Jahre lang leitete. 1109 löste ihn Stephan Harding ab, der der neuen
Gemeinschaft mit seiner „Carta Caritatis“ eine Verfassung gab. Am 23. Dez. 1119
wurde diese durch Papst Calixt II. in der Bulle Ad hocin apostolicae sedis bestätigt.
Somit ist Stephan Harding der eigentliche Gründer des Zisterzienserordens.
Durch Wirken von Abt Bernhard von Clairvaux begann der Orden sich sehr rasch in
ganz Europa auszuweiten.Der Orden breitete sich auf zwei verschiedene Arten
aus. Es wurden neue Konvente an Stellen gegründet,an denen es zuvor keine
Klöster gegeben hat, andererseits schlossen sich zahlreiche bestehende Abteien
dem Orden an.Am Ende der dynamischen Expansionsperiode (um 1300) war der
Orden in allen wichtigen Ländern von Europa vertreten und zählte insgesamt 742
Niederlassungen.
Ab dem 13. Jahrhundert erlaubte der Zisterzienserorden auch Frauenkonventen,
sich dem Orden anzuschließen.
Insgesamt entstanden 91 Männerklöster auf dem Gebiet des späteren
Deutschland. Das erste deutsche Zisterzienserkloster war das 1123 gegründete Kloster Kamp, im Jahre 1127 folgte Kloster Eberbach und kurz darauf Kloster
Walkenried, die zu den frühesten Gründungen außerhalb Frankreichs gehörten.
Weiterhin errichteten sie im Rheinland, in der Eifel und im Westerwald kurz
nacheinander die Abtei Altenberg(1133), Himmerod (1134)Heisterbach(1192)und
Marienstatt(1212).In 150 Jahren wurden im Rheinland insgesamt 650 Kloster gegründet.
Die Ausstellung konzentrierte sich auf die mittelalterliche Blütezeit des Ordens.
Zisterzienserklöster
Zu den Highlights zählt der beeindruckende Hochaltar des ehemaligen
Zisterzienserklosters Kamp.Ganz selten sind Bildtafeln dieser Zeit in solcher
Frische erhalten.Der Hochaltar steht seit dem 19. Jahrhundert in der Kirche St.
Peter in Rheinberg.
Hochaltar aus dem Zisterzienser Kloster Kamp
Der Tagesablauf der Mönche ist geprägt von den Gebetszeiten des Stundengebets
der Kirche. Die erste Gebetszeit findet in den frühen Morgenstunden, meist
zwischen 4 und 6 Uhr statt, die letzte nach Sonnenuntegang.
Die Bewirtschaftung erfolgte in den Grangien. Im Mittelalter ein geläufiger Ausdruck
für landwirtschaftliche Gutshöfe. Die Grangien wurden für die Zisterzienser
ein Erfolgsprogramm. Laienbrüder (Konversen) und wenige Chormönche lebten auf
Wirtschaftshöfen, die im Idealfall nicht mehr als 20 km von der Abtei entfernt sein
sollten. Ein Kloster betrieb meistens mehr als eine Grangie. 5 war eine nicht
ungewöhnliche Zahl. Die Erwirtschaftung von Gütern erfolgte im Weinbau, in der
Forstwirtschaft, im Mühlenbetrieb, in der Vieh-Schaf- und Fischzucht.
Als Highlight der Ausstellung wird ein Grabtuch für Holmger Knutson aus dem
Zisterzienserinnenkloster SKO in Schweden (1470-1500) gezeigt.Es ist das
einzigartige mittelalterliche Grabtuch einer mit Namen bekannten Person, das sich
in Nordwesteuropa erhalten hat. Holmger Knutson war der Sohn des schwedischen
Königs Knut II. Er wurde jedoch bei seinem Versuch, den Thron zu erringen,
besiegt und enthauptet. Von seinen Anhängern gefördert kamen Berichte auf, dass
sich an seinem Grab Wunder ereigneten. Pilger strömten zum Kloster SKO und
verhalfen diesem zu Reichtum und Ansehen.
Aus Paris wird die einzigartige Madonna aus dem Kloster Eberbach (um 1415)
gezeigt.Als Leihgabe aus dem Louvre wird die Marienstatue mit Jesuskind als
„Belle Allemande“vorgestellt. Man beachte die Mondsichel, worauf die Statue steht.
In allen Zisterzienserklöstern verehrte man Maria als Mutter Gottes.Bereits das
Mutterkloster Citeaux war ihr geweiht.
Marienstatue
Die Ausstellung endete mit der Vorstellung einer in Ledercover gefaßten heiligen
Schrift. Wie wichtig die schriftlichen Regeln für den Orden waren ,findet sich
darin,das nach Bernhards von Clairvaux Tod im Jahre 1153 insgesamt schon 350
Klöster gegründet waren. Jedes Kloster benötigte die vorgeschriebene Auswahl
von mindestens 12 Büchern.
Diese Anzahl herzustellen, war ein Meisterwerk der
schreibenden Mönche im Scriptorium. Viele hundert Jahre alte Bücher haben sich
hervorragend erhalten und beeindrucken uns heute noch als Zeugen einer fernen
Vergangenheit. Dass dies so ist, verdanken sie dem Material, auf das sie
geschrieben wurden. Pergament war das Schriftmaterial der Mönche. Schon in der
Spätantike, ungefähr ab dem 4. Jahrhundert n. Chr., hatten Mönche damit
begonnen, die „Klassiker“ abzuschreiben.
Die meisten Vorlagen waren Buchrollen
aus Papyrus, einem ägyptischen Schilfgras. Dies war aber nicht so haltbar,
weshalb man zum zähen Pergament wechselte.Der Name stammt von der antiken
Stadt Pergamon, wo das Schreibmaterial schon im 2. Jahrhundert v.Chr. erfunden
wurde. Hergestellt haben es die Mönche vor Ort aus Schafhäuten. Die Haut wurde
aufgespannt, getrocknet, geglättet und an der Oberfläche fein geschliffen. Aus einer
gegerbten Haut wurden etwa 8 Seiten geschnitten.Allein für die Herstellung einer
Bibel wurde mitunter eine Schafherde benötigt.
Die Ausstellung der Zisterzienser wurde von allen mitgereisten Mitgliedern als
interessant und sehr aufschlußreich bezeichnet.Die reformerischen Gedanken des
Bernhard von Clairvaux inspirierten Theologen über viele Jahrhunderte. So auch
Martin Luther, mit dessen Blick auf die Zisterzienser im 500.Jubiläumsjahr der
Reformation die Ausstellung vielleicht auch eine Anregung des Nachdenkens über
Werte unserer Lebenswirklichkeit erweckte.
Der Abschluß der Excursion fand bei einem gemeinsamen Essen im Brauhaus
Bönnsch in Bonn statt.
Bericht und Fotos Konrad Bludau