Heinz-Toni Dolfen


Übersicht


Kirdorf liegt am Ufer des Finkelbachs. Der Finkelbach ist ein uraltes Siedlungsgebiet.
Die Geschichte des Raumes und des Ortes Kirdorf beginnt mit steinzeitlichen Funden in unserer Gegend.

Schreibweisen von Kirdorf:
Kirihdorp, Kyrdorp, Kircdorp, Kyrdorpff, Kirdorp, Kierdorf


Mesolithikum oder Mittelsteinzeit
(8.000 – 5.500 v. Chr.)

Neolithikum oder Jungsteinzeit
(5.500 – 2.200 v. Chr.)

Würm-Kaltzeit
(115.000 – 10.000 v. Chr.)




Hinweis
Urgeschichte im Rheinland

Steinzeit

Sowohl im Mesolithikum als auch im Neolithikum war das Einzugsgebiet des Finkelbaches für den Menschen interessant. Die Lössböden des Umlandes und das Wasser des Finkelbaches boten die Voraussetzung für Siedlungen.

Der Finkelbach muss damals ein sehr wasserreiches Fließgewässer gewesen sein. Noch im Mittelalter war der Finkelbach so wasserreich, dass er mehrere Wassermühlen antrieb. Funde aus der Steinzeit belegen eine frühe Besiedlung unseres Gebietes.

Artefakte, die rund um Kirdorf gefunden wurden, belegen, dass hier schon vor 17.000 Jahren Menschen gelebt haben. Das war am Ende der Würmeiszeit.

Finkelbach ist ein keltischer Name, wie auch Nieder- oder Oberembt, die Erft ebenfalls, wie viele Fluss-, Berg- und Ortsnamen im Rheinland.

Die Namen der Völker dieser Zeit sind uns nicht bekannt. Oft werden die Völker nach der Art ihrer Töpferware benannt, Bandkeramische Kultur, Trichterbecherkultur, Linienbandkeramische Kultur etc.

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Kirdorf steinzeitliche Fundstätten

Land NRW (2017) - Datenlizenz Deutschland - Namensnennung - Version 2.0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0)


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Gebiet der Eburonen

Völker mit Namen

Erst als griechische und römische Geschichtsschreiber ab dem 6. Jh. v. Chr. die hier lebenden Völker benannten, kennen wir ihre Namen.

Unser Gebiet wurde von den Kelten besiedelt, die als ein Volk angesehen wurden, das seit Urzeiten hier lebte. Die Römer nannten sie „galli“ und bezeichneten sie als Ureinwohner des Landes. Ein Stamm, die Eburonen, erlangte historische Berühmtheit, weil sie gegen den römischen Feldherrn und späteren Kaiser Julius Cäsar kämpften (58-51 v. Chr.).

Ob sie Germanen waren, wie Caesar schrieb, oder Kelten, ist umstritten. Die Eburonen wurden 53 und 51 v. Chr. in mehreren Schlachten von den Römern geschlagen und traten danach als Volk nicht mehr in Erscheinung. Die Eburonen siedelten auch in unserer Region und wurden nach ihrer Niederlage von anderen Völkern aufgenommen.

Nach dieser Zeit war unsere Region nur noch dünn besiedelt, wie Untersuchungen und Pollendiagramme zeigen. Die Ackerflächen gingen zurück, die Bewaldung nahm zu. Dies wird neuerdings nicht mehr mit Caesars Krieg und der Vertreibung der Eburonen in Verbindung gebracht. Der Grund für den Rückgang ist unbekannt.

In vorrömischer Zeit besiedelten sowohl Kelten sowie Germanen unseren Raum.


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Schema einer "villa rustica"
© Manuel Heinemann


Hinweis
Das Römische Landgut bei Bedburg-Kirdorf



bild Römerwege in Kirdorf

Römer

Nachdem Caesar in unsere Region gekommen war, ließen sich die Römer hier dauerhaft nieder. Sie gründeten entlang des Rheins Militärlager, aus denen später Städte wurden. Die Soldaten und die Bewohner der Städte brauchten Nahrung.

Das Ackerland, die Weiden für die Pferde usw., all das lag links des Rheins. Man errichtete Gutshöfe, ein Gutshof wird „villa rustica“ genannt.

Beim Bau der Bandanlage (heute Speedway) wurde in der Nähe von Kirdorf eine „villa rustica“ aus dem 2. und 3. Jahrhundert entdeckt. Auch römische Gräberfelder, so genannte Brandgräber, wurden gefunden.

Militärlager und Gutshöfe wurden miteinander verbunden, es entstanden die "Römerstraßen".

Kirdorf war vermutlich Kreuzungspunkt zweier Römerstraßen. Die Verbindung Neuss - Zülpich führte über Desdorf, Kirdorf, Lipp, Kaster und Königshoven. Eine weitere Straße Köln - Maastricht verlief entlang des Finkelbaches von Glesch über Kirdorf nach Niederembt.

Eine Neuordnung unter Marcus Vipsanius Agrippa in den Jahren 19/18 v. Chr. führte zur Umsiedlung germanischer Verbündeter, der Ubier, in unser dünn besiedeltes Gebiet. Ihre Hauptsiedlung, das Oppidum Ubiorum, wurde später zu Köln (Colonia Claudia Ara Agrippinensium). Auch in unserer Region gab es einige Siedlungen der Ubier, z.B. in Nörvenich.

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COLONIA CLAUDIA ARA AGRIPPINENSIUM (CCAA), das römische Köln.
Rekonstruktion im Römisch-Germanisches Museum, Köln.
© By Nicolas von Kospoth (Triggerhappy) (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons



Unser Land scheint nach einem Schema in Einzelhöfe aufgeteilt worden zu sein. Das Land wurde nach einem Muster vermessen, parzelliert und dann an die Interessenten verteilt. Die Gutshöfe hatten oft eine Größe von 50 ha (500.000 m²) und boten etwa 50 Personen ein Zuhause.
Für die Bearbeitung einer solchen Fläche waren nach römischen Angaben zwei Ochsengespanne und 10 bis 20 Feldarbeiter erforderlich. Zur Erntezeit wurde vermutlich zusätzliches Personal, sogenannte „operarii“, herbeigeschafft und eingesetzt, wie es auch in Italien üblich war und so beschrieben wird.

Ab der Mitte des 1. Jahrhunderts lassen sich diese Höfe vermehrt nachweisen. Zu dieser Zeit wurden die Holzhäuser durch Steinbauten ersetzt. Holz verrottet und ist daher kaum mehr nachweisbar, zudem wurden viele der Steinhäuser auf den Fundamenten der Holzhäuser errichtet. Dies konnte bei einer Ausgrabung in Oberembt beobachtet werden.
Unsere Region war zu dieser Zeit wieder relativ dicht besiedelt. Pollendiagramme belegen, dass der Wald bereits zurückgedrängt, aber noch nicht verschwunden war. Die Böden waren sehr fruchtbar, wie Plinius der Ältere (römischer Offizier) aus eigener Anschauung berichtet.

In römischer Zeit wurde das Reich von mehreren Pandemien heimgesucht. Die so genannte Antoninische Pest wütete von 165 bis 190 n. Chr.. Eine spätere Seuche, die Cyprianische Pest, wütete um 250 bis 270 n. Chr. ebenfalls im ganzen Reich. Ob unsere Region bzw. Kirdorf davon betroffen war, ist nicht bekannt.

Die Römer bestimmten über 500 Jahre das Leben in unserer Region.


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Karte der germanischen Stämme zw. 50–100 n. Chr.
© Ziegelbrenner, Wikimedia Commons


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Karte vom Kützgau



Königsgut oder Krongut.
Gebiete, die im direkten Besitz des Königs waren.

Franken

Im 3. Jahrhundert n. Chr. wurde es an den Rheingrenzen unruhiger. Um 256/57 n. Chr. drangen erstmals Franken in das römische Provinzgebiet am Mittel- und Niederrhein ein und brachten Unruhe in unsere Region.

Im Dezember 355 fielen sie erneut in das linksrheinische Gebiet ein, eroberten Köln und 40 weitere größere Städte. Sie zerstörten und plünderten die römischen Gutshöfe, darunter auch einen Hof in Jülich-Kirchberg, der archäologisch gut nachgewiesen ist.
Köln wurde zwar zurückerobert, aber mit dem Abzug der römischen Soldaten vom Rhein (ab 401) kam es um 454 zu einem erneuten Einfall in die Provinz. Ein Großteil der Franken hatte in römischen Kriegsdiensten gestanden, sie wussten, wie man eine befestigte Stadt einnimmt. Diese Taktik half auch bei der wiederholten Einnahme Kölns. Damit endete die römische Herrschaft am Rhein.

Die längst romanisierten Ubier und die zurückgebliebenen Römer gingen mit den Franken in den Ripuarern, auch Rheinfranken genannt, auf. Die Franken, einer der großen germanischen Stämme, ein Bündnis von Stämmen wie Chamaven, Chatten, Brukterer, Sugambrer, Tenkterer, Tungerer und anderen, hatten sich die Herrschaft über unsere Region erkämpft.

Sie waren nicht nur Krieger, sondern auch Bauern. Sie nahmen das Land in Besitz und errichteten eigene Gehöfte mit Wohnhäusern und Ställen in Fachwerkbauweise. Eine Gruppe zusammenhängender Höfe nannten sie Weiler. Die römischen Steinbauten ließen sie verfallen. Auch die Infrastruktur der Römer, wie Wasserversorgung und Kanalisation, wurde nicht weiter gepflegt und verfiel mit der Zeit. Wälder, Wiesen usw. wurden zu Allmenden, sie gingen in den Besitz der Dorfgemeinschaften über. Aus den großen Gütern der Großgrundbesitzer wurden Fronhöfe (von althochdeutsch frô „Herr“), die zum Teil noch heute bestehen.

In der Merowingerzeit (5.-7. Jh.) war die Besiedlung bei uns eher dünn, erst Ende des 7. Jh. nahm die Bevölkerung deutlich zu.

Die Franken teilten ihr Gebiet in Gaue ein. Neben dem Kölngau gab es den Jülichgau und später den Kützgau, zu dem auch Kirdorf gehörte. Große Teile des Kützgaues waren Königsgut.

In den Jahren 535 und 536 n. Chr. kam es in Kirdorf, wie in vielen Teilen des Landes, zu Missernten. Ursache waren niedrige Temperaturen und Schneefälle im Sommer. Der frühbyzantinische Geschichtsschreiber Prokopios berichtet für das Jahr 536 n. Chr:

„Die Sonne nämlich entsandte ihr Licht ohne Strahlen während diesen ganzen Jahres, wie der Mond, und ganz wie bei einer Verfinsterung war ihr Glanz, nicht rein, wie gewöhnlich. Und seit dies geschehen, haben Krieg und Hunger und alle tödlichen Verderben nicht mehr abgelassen von den Menschen.“


Willibrord (658-739)
angelsäschsischer Missionar.


bild Willibroaduskapelle (1896-1966)

Willibrord

Der Legende nach bekehrte Willibrord die Einwohner von Kirdorf zum Christentum und hinterließ an Stelle der heidnischen Symbole eine Kirche. Dies geschah, indem er das schlechte Wasser eines Brunnens oder einer Quelle in sauberes Wasser verwandelte. Diese Legende ist weit verbreitet.

Noch heute erinnern sich die Bewohner von Kirdorf daran. Bis in die 1940er Jahre gab es dort eine Wasserquelle. Neben dem Brunnen wurde eine kleine Kapelle errichtet, die später durch einen Neubau direkt über dem Brunnen ersetzt und 1966 abgerissen wurde.

Das Quellheiligtum zog viele Pilger an, die das Wasser des Brunnens mit nach Hause nahmen.

Zwischen Kirdorf und Willibrord gibt es nachweislich Verbindungen.

Willibrord war im Kloster Echternach (Luxemburg), das auch in Kirdorf Güter besaß. Die Kirdorfer Kirche, vermutlich um 700 von Willibrord gegründet, ist die älteste Kirche im Kützgau und eine der ältesten Kirchen in unserer Region. Die Kirchen jener Zeit waren meist aus Holz gebaut.

Das Wort Kirihdorp stammt aus dem Fränkischen und bedeutet Kirchdorf. Später wurde daraus Kirdorf.

Willibrord fand vor der Bekehrung der Bevölkerung und dem Bau der Kirche "Heiden" vor. Es muss also schon vor 700 eine Siedlung gegeben haben. Dafür spricht, dass Kirdorf an der Kreuzung zweier Römerstraßen lag. Außerdem befand sich hier mindestens ein römischer Gutshof, es könnten auch drei Gutshöfe gewesen sein. Das Finkelbachtal, an dem Kirdorf liegt, wurde bereits in der Steinzeit als Siedlungsraum genutzt, so dass es sich bei den „Römerstraßen“ um noch ältere Wege handeln könnte, die von den Römern nur weiter genutzt wurden.

Geht man von den obigen Annahmen aus, so kann der Name Kirchdorf/Kirdorf erst um 700 oder später entstanden sein, eine Neugründung wird es nicht gewesen sein.

Es stellt sich die Frage, wie der Ort vor 700 genannt wurde? Könnte Kirdorf vorher eine römische Siedlung oder gar keltischen Ursprungs gewesen sein? Es fällt auf, dass die nächsten Nachbarorte Glesch (Classiacum) und Blerichen (Bladeriacum) jeweils einen römischen Ortsnamen haben und auch Funde aus der Römerzeit aufweisen wie Kirdorf.

Hundert Jahre nach Willibrord zogen 881 die Wikinger durch unser Gebiet. Von Neuss kommend, wo ihre Schiffe lagen, zogen sie auf den alten Römerstraßen nach Westen. Dabei zerstörten sie Alt Mündt und Kirchherten.


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König Zwentibold von Lothringen



Lehen,
begrifflich und sprachlich am besten mit leihen zu vergleichen.

Im Mittelalter bekam jemand etwas geliehen/übertragen und schuldete dafür dem Verleiher etwas, z.B. musste der Beliehene im Kriegsfall Kämpfer mit Ausrüstung stellen.

Vogt,
ein Vogt ist ein Verwaltungsbeamter als Stellvertreten eines Feudalherren (Repräsentant der herrschenden Oberschicht).

Sein Auftrag war die Landesverteidigung zu übernehmen und hatte den Vorsitz im Landgericht.

Hinweis
Kirdorfer Mühle

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Schenkungsurkunde vom
4. Juni 898

Erstmals genannt

Der Name Kirdorf wird erstmals 898 in einer Urkunde vom 4. Juni, Pfingsten, schriftlich erwähnt.

König Zwentibold von Lothringen schenkte dem Damenstift Essen, der Äbtissin Wikburg zu Essen, Güter im Cuzzihgeuue.

Unter Cuzzihgeuue ist der Kützgau zu verstehen mit den in der Schenkung genannten Orten Zieverich (Ziviraha), Manheim (Manunhem), Kütz (Cuzzide, Ort ist untergegangen) und Radesdorp (unbekannter Ort, vermutlich Desdorf). Dazu gehörte auch der Ort Kirihdorp (Kirdorf).



Originaltext der Urkunde von König Zwentibold vom 04. Juni 898

In nomine sanctae et indiuiduae trinitatis.
Zuentebolchus misericordia die rex. Si ecclesias christi uarie honoramus credimus hoc ad honorem nobis presentialiter nec non et ad futurum animae nostrae pertinere remedium. Ideoque nouerit fidelium nostrorum presentium et futurorum prudentia. Qualiter dilectissima coniunx nostra Oota. Nec non et unerabilis comes otto. Nostram adierunt clementiam. Ut cuidam uenerabili coenobio. Astnide uocato. Quod est constructum in honore beate die genitricis mariae. Et sancti saluatoris. Nac non et beatorum martirrum et cosmae et damiani. Cetrorumque innumerabilium sanctorum. Quo sanctimonialis femina nomine vuisburc. Famulabus inibus deo seruientibus. Preesse uidetur. Quasdam res proprietatis nostrae concederemus in proprium.

Quibus nos petentibus. Aurem pietatis nostrae accommodantes. Antenominato coenobio uelet postulauerent donauimus.

Quod est in pago coloniensi in uilla. Hohingesdorp. Et in colonia ciuitate. Et selstene. Et guntherisdorp. Et in pago aregueue, in uilla pisshunem. Inter totum hobam salicam et ecclesiam et XI. Mansos seruiles. Nec non et in pago cuzzihgeuue. Et in coloniensi. In uillis kirihdorp. Ciuirha. Mannunhem. Cuccide. Rudesdorp. Cloulo hobam salicam cum aliis XII. Et ecclesia. Et in pago magnensi in uilla pruteca. Terra arabilis cum curtile et uineis. In pago uero muolla et inlihgeuue. In uillis holtuuilare. Brismike. Curnilo. Hustine. Buhslar. Furtmala. Hoba salica et alias XX. Et in pago. In ascuuerid hoba I. Quocirka presens auctoritatis nostrae preceptum fieri iussimus. Per quod firmiter statuimus ut prenominatrae res cum omnibus sibi iuste conherentibus terris. Ecclesiis. Uineis. Mancipiis. Siluis. Aquis. Aquaeumque cursibus. Molendinis. Piscationibus. Quesitis et inquirendis. Ad prememoratum coenobium perpetualiter pertineant. Nulla ulterius inquietante persona. Quod ut firmiori tradatur auctoritati. Ipsi hoc subtus roborantes firmauimus. Annaloque nostro insigniri iussimus.

Signum domni Zwentebolchi glorosissimi regis. Uualtgerus notarius ad uicem rtpoti archiepiscopie archique cancellarii recognoui et s. Data. II. non iunii. Anno incarnatius domini. DCCC.XC.VIII. Indoctione. I. Anno uero regis piisimi Tuentibolchi. III. Actum ipso in monasterio sacrosancto die pentecoste. Astnide nuncopato. In die nomine feliciter

amen.

Übersetzung der Urkunde von König Zwentibold vom 04. Juni 898

Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit.
Zwentibold, durch Gottes Gnaden König. Wenn wir die Kirche Christi mannigfaltig auszeichnen, glauben wir, daß die nicht nur gegenwärtig zu unserer Ehre, sondern auch dem zukünftigen Heil unserer Seele dient. Daher soll es zur Kenntnis aller unserer Getreuen, sowohl der jetzt lebenden wie auch der zukünftigen, gelangen, dass unsere liebe Gattin Oda sowie auch der ehrwürdige Graf Otto unsere Milde angerufen haben, dass wir einem gewissen ehrwürdigem Kloster, mit dem Namen Astnide bezeichnet, welches errichtet worden ist zur Ehre der seligen Gottesmutter Maria und des heiligen Erlösers, sowie zu Ehre der seligen Märtyrer Cosmas und Damianus und anderer unzähligen Heiligen, wo eine geistliche Frau namens Wikburg den dort Gott dienenden Mägden als Äbtissin vorsteht, gewisse, uns zugehörige Güter zu Eigentum übertragen. In dem wir diesen Fürbitten unser gnädiges Ohr zugeneigt haben, haben wir dem vorgenannten Kloster, gemäß den Ansuchen, als Geschenk übertragen.

Ein Gut im Dorf Hohingesdorp im Kölngau, die Güter Selstena und Guntherisdorp in der Stadt Köln, eine Königshufe, die Kirche und 11 hofesanhörige Mansen im Dorf Pissenheim im Ahrgau, je eine Königshufe mit anderen 12 diensthörigen Mansen in den Dörfern Kirdorf, Zieverich, Manheim, Küzzede, Desdorf und Gleuel im Künzig und Kölngau. Im Dorf Bruttig das Ackerland mit der Hofesstätte und den Weinbergen im Mayengau. Ferner im Mühl- und Jülichgau in den Dörfern Holzweiler, Borschemich Niederzier, Kleinbouslar, Mülforth, je eine Königshufe und 20 andere Mansen.

Deshalb haben wir den Befehl erteilt, gegenwärtiges Dokument unserer Willensmeinung anzufertigen, wodurch wir ernstlich verordnen, daß vorgenannte Güterkomplexe mit allen rechtlich dazugehörenden Ländereien, Kirchen, Weinbergen, Dienstleuten, Wäldern, Wasserläufen, Mühlen, Fischteichen in das Eigentum des vorgenannten Klosters übergehen sollen.

Damit diesem Akt beständige Rechtskraft beigemessen wird, haben wir die Urkunde unten durch Abdruck unseres Ringes bekräftigt und bestätigt.

Zeichen des Herren Zwentibold, des ruhmreichsten Königs und des Notars Waltgerus. Gegeben am 2. Tag der Nonen des Juni, im Jahre der Menschwerdung DCCC.XC.VIII., in der ersten Indiktion, im vierten Jahr der Regierung des gerechten Königs Zwentibold. So geschehen im heiligen Kloster selbst, Astnide genannt, am Pfingsttag. Segen im Namen Gottes

Amen.


Mit der Schenkung des Kirdorfer Gebietes von Zwentibold an die Äbtissin Wikburg zu Essen ging der dortige Oberhof in den Besitz des Stiftes Essen über. Zum Oberhof gehörten noch kleinere Höfe (Fronhöfe), außerdem wurden vom Oberhof die Mühlen in Kirdorf, Glesch, Ahe und Haideweg verwaltet. Später wurde der Oberhof geteilt und ein Teil der Höfe und Mühlen dem Oberhof in Paffendorf zugeschlagen.
Die führende Rolle des Stiftes Essen ging später verloren, die Grundherrschaft fiel an die Abtei St. Pantaleon in Köln.

Um 1200 werden mehrere Mühlen am Finkelbach erstmals urkundlich erwähnt, darunter auch die Kirdorfer Mühle. Der Bach scheint eine Scheidelinie zwischen den Bewohnern des Nordens und des Südens gewesen zu sein. Über Jahrhunderte hinweg war er die nördliche Grenze für das Nutzungsrecht des Bürgerwaldes (Bürger verschiedener Orte hatten das Recht, im Wald Holz zu schlagen, Kirdorf gehörte nicht dazu) und eine Dialektgrenze.

Ein Ritter Johannes (auch Princel genannt) bekam am 27. April 1228 die Mühle zu Kirdorf, von Graf Adolf vom Berg, als „Lehen“.

Die Schutzherrschaft über einen kirchlichen Besitz wurde in der Regel vom Landesherrn ausgeübt. Um 1306 hieß der Vogt des Kirdorfer Hofs Johannes, Herr von Reifferscheid (Herr zu Bedburg). Den Schutz, den die Herren zu Bedburg über Kirdorf ausübten, ließen sie sich bezahlen. Im Jahre 1385 waren dies z.B. je 4 Malter Korn und Roggen.

Etwa um 1300 erhielt Johann II. zu Reifferscheid-Bedburg Kirdorf als Pfand. Es gab einen Rivalitätskampf zwischen Kurköln und den Grafen von Jülich. Beide versuchten, möglichst viel Macht im Erftgebiet an sich zu reißen. Bedburg als kurkölnische Unterherrschaft war für die Kölner Erzbischöfe ein strategisches Pfand gegenüber den umliegenden Gebieten der Jülicher Grafen.

Der Oberhof zu Kirdorf bzw. später der Hof zur Kirdorf bestimmte das Geschehen um Kirdorf.


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Bericht über den Kirdorfer Hof von 1353

Land und Höfe

Verheerende Regenfälle und daraus resultierende Missernten führten in den Jahren 1315 bis 1317 in Europa, vor allem in Deutschland, zu einer Hungersnot, der vermutlich 5 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Ganze Dörfer starben aus und wurden zu Wüstungen. Auch Kirdorf blieb nicht verschont.

Die Äbtissin Katharina des Essener Stiftes ließ sich 1357 vom römischen Kaiser und böhmischen König Karl IV. die Privilegien von „Kircdorp“ erneut bestätigen.

Ein Pächter des Kirdorfer Hofes konnte durch einen Pachtvertrag vom 18. Dezember 1413 ermittelt werden, es war Wynrich Buck van Emme.

Im Jahre 1443 kam es zu einem Streit zwischen dem Essener Damenkapitel und dem Grafen Wilhelm von Limburg, Herr zu Bedburg. Der Graf hatte die vereinbarte Rente vom Stift Essen nicht erhalten, woraufhin der Graf den Hof beschlagnahmte. Nach der Urkunde vom 5. Juli 1443 einigten sich die Parteien jedoch.

Sehr kalte und extrem lange Winter, heiße und regnerische Sommer und späte Frosteinbrüche prägten die Jahre 1437 bis 1440. Diese besonderen klimatischen Bedingungen führten zu einem enormen Anstieg der Getreidepreise und zu Hungersnöten.

Ab 1481 übernahm laut Pachtvertrag ein Andreas Wevell den Hof zu Kirdorf.
Ein Herman Smedes kam dann ab 1507.
Eine Frau Bertha Wivels erscheint in einer Urkunde von 1578, wo von einem Hof und 2,5 Morgen im Kirdorfer Feld die Rede ist.
Conrad Beer pachtete 1579 den Hof zu Kirdorf, ab 1588 ein Heinrich Hertten.

Die Eheleute Gerhard Krosch und Christina (Stein) Beindtheuwers verkauften am 6. März 1604 vor den Schöffen des Stadt- und Hauptgerichts zu Bedburg (Goswin Artopaens, Vogt und Hermann Peiffer, Christian Schmich u.a.) an den Prior Heinrich Urbach und den Konvent des dortigen Klosters eine Jahresrente von 10 Talern (zu 52 Albus) und 200 Talern.
Dafür verpfändeten sie ihr näher bezeichnetes Haus und Hof zu Kirdorf, eine Wiese am Bach und einige Ackerstücke, teilweise an Junker Holtorfs Land grenzend.

Der Zehnt zu Kirdorf, der 1767 mehr als 613 Morgen Land umfasste, war zur Hälfte an den Pächter des Hofes verpachtet. Die andere Hälfte war anderweitig verpachtet, ihr Zehnt stand der Kirdorfer Pfarre zur Verfügung.


St. Aposteln zu Köln

Um das Jahr 1358 besaß auch das Kapitel von St. Aposteln in Köln Ländereien in Kirdorf.

In einer Urkunde vom 29. August 1358 verzichtete der Sohn des Gobel Siberts auf die 30 Hufen Land zu Kirdorf, die diesem Kloster gehörten. Der Verzicht wurde vor den Schöffen von Bedburg und den Bauern von Kirdorf erklärt. Am 23. Februar 1380 wurden diese 30 Morgen Land, gelegen zwischen Niederembt und Kirdorf, an den Knappen Congin von Kyrdorp für jährlich 10 Malter Roggen verpachtet.

Im Pachtvertrag vom 26. Januar 1425 mit den Siegeln des Grafen Wilhelm von Limburg, Herrn zu Bedburg und Broich, und des Johann von Reifferscheid wurden die 30 Morgen von St. Aposteln an Stinchen Stachen für 12 Jahre für jährlich 7 Malter Roggen verpachtet. Das waren 30% weniger Einnahmen für das Kloster als 1380.

Bei einer Neuverpachtung, in dem Vertrag vom 12. November 1478, konnte die Jahrespacht jedoch auf 8 Malter Roggen erhöht werden. Für 12 Jahre pachteten die Eheleute Peter von Stralen. Der Vertrag wurde von Everhards von Dülken, Vogt zu Bedburg, besiegelt. Dieses Ackerland wurde 1492 für 6 Jahre an die Eheleute Hermann Esser weiter verpachtet.


Adolf von Kirdorf

In alten Dokumenten tauchen einige Kirdorfer namentlich auf. Es sind dies Adolf von Kirdorf, Johann von Kirdorf, Steffen von Kirdorf und Gottschalk von Kirdorf. Während Adolf von Kirdorf im Zusammenhang mit Ort und Hof zu Kirdorf genannt wird, sind die anderen in Kölner Urkunden zu finden.

Um Adolf von Kirdorf ranken sich einige Geschichten.

Die Äbtissin Margarethe von Beichlingen aus dem Stift Essen verpachtete 1522 den Kirdorfer Hof an die Schwiegereltern des Adolf von Kirdorf. Anscheinend wurde der Hof dann an Adolf weiter verpachtet. Die Äbtissin Irmgard, geborene Gräfin von Diepholz, aus dem Essener Stift verkaufte den Hof 1565 an Nicolaus Reppelmund, der nun neuer Besitzer war.

Nicolaus Reppelmund verlangte von Adolf von Kirdorf die Zahlung des Pachtzinses, und zwar mit einem höheren Pachtzins. Adolf von Kirdorf weigerte sich, diese Pacht zu zahlen mit der Begründung, er habe die Pacht bereits an das Stift Essen abgeführt, außerdem sei sie zu hoch und Eigentümer sei für ihn immer noch das Stift Essen, da der Hof nicht der Äbtissin persönlich, sondern dem Stift Essen gehöre und sie ihn deshalb nicht verkaufen könne.

In einem Prozess des Adolf von Kirdorf gegen Nicolaus Reppelmund hatte Graf Hermann von Neuenahr und Moers ein Urteil gegen Adolf von Kirdorf gefällt. Als Adolf von Kirdorf daraufhin zusammen mit der Pröpstin, der Dekanin und dem Kapitel des weltlichen Stiftes zu Essen das Reichskammergericht anrief, soll ihn der Graf unter Druck gesetzt haben. Eine angeblich von ihm geforderte Summe von 200 Goldgulden zahlte Adolf dem Grafen nicht.

Daraufhin versammelte der Amtmann von Bedburg auf Befehl des Grafen 40 Bewaffnete und überfiel in der Nacht des 10. Juli 1574 das Haus des Adolf von Kirdorf. Dieser hatte sich jedoch bereits am Vortag trotz einer Verwundung mit Hilfe seiner beiden Töchter der Verhaftung durch Flucht entzogen. Der Graf requirierte drei Pferde von Adolfs Hof.

Ein halbes Jahr später gelang es jedoch Daem Wildrodt (Wildenrodt), dem Amtmann von Bedburg, in der Nacht vom 29. auf den 30. Januar 1575, Adolf zu verhaften. Adolf von Kirdorf wurde bis zum 14. Februar in einer Kammer festgehalten und dann in einen Turm gesperrt. Adolf von Kirdorf, vertreten durch seine Frau Gertrud, erhob Klage wegen Landfriedensbruchs und auf Unterlassung weiterer Drohungen und Gefangennahmen. Adolf von Kirdorf starb zwischen 1578 und 1588.

Um 1588 klagte Hermann Pfeiffer von Kirdorf für sich und seine Ehefrau sowie alle seine Erben gegen Elisabeth Gräfin zu Sayn, Äbtissin des weltlichen Stiftes Essen, auf Erstattung der Prozesskosten, die in dem vorgenannten Rechtsstreit entstanden waren. Da der Name von Kirdorf in diesem Prozess nicht mehr auftaucht, ist davon auszugehen, dass es keine männlichen Erben mehr gab. Die Ehefrau des Hermann Pfeiffer war möglicherweise eine Tochter des Adolf von Kirdorf.


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Belagerung von Bedburg

Dreißigjähriger Krieg

Im August 1642 besetzten hessische Truppen unser Gebiet. Die Kirdorfer flohen nach Bedburg. Kirdorf wurde wie einige andere Orte niedergebrannt. Auch die Kirdorfer Mühle fiel den Flammen zum Opfer. Das Dorf, die Kirche und die Mühle wurden wieder aufgebaut, was Jahre dauerte. Eine Dokumentation aus dem Jahre 1660 hält dies fest.

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Dokument aus dem Jahr 1660

Die Jahre 1618 bis 1648 waren geprägt von großen Hungersnöten als Folge des Dreißigjährigen Krieges.

Wie verheerend diese Jahre waren, lässt sich nur erahnen. Im Herzogtum Jülich soll etwa ein Drittel der Bevölkerung diesem erbarmungslosen Krieg zum Opfer gefallen sein. Von den 15- bis 60-jährigen Männern soll jeder zweite gefallen sein. Zum Vergleich: Im Zweiten Weltkrieg hatte Deutschland in dieser Altersgruppe nur ein Drittel der Verluste zu beklagen.

Um 1650 gab es in Kirdorf mit Blerichen etwa 34 Bauernhöfe mit einer durchschnittlichen Größe von 11 Morgen. Etwa 15 bis 200 Menschen lebten hier, eine bessere Schätzung ist nicht möglich.

Das Jahr 1659 muss sehr trocken gewesen sein, denn sogar die Erft trocknete aus. Es wird berichtet, dass die Fische auf dem Trockenen lagen und mit der Hand eingesammelt werden konnten.


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Wertmarke Roer Departmert



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Kirdorf Karte 1801-1828
Mairie, ist das Bürgermeisteramt

Franzosenzeit

Die Kriege des französischen Königs Ludwig XIV. brachten ab 1668 erneut unendliches Leid über unsere Region. Die französischen Truppen und die der Erzbischöfe Maximilian Heinrich und Joseph Clemens machten unser Gebiet teilweise zum Kriegsschauplatz.

Nach der französischen Revolution 1789 eroberte die französische Armee fünf Jahre später das Rheinland. 1798 wurde es in das französische Staatsgebiet eingegliedert.

Nach dem Tod von Sigismund Altgraf von Salm-Reifferscheid 1798 beschlagnahmten die Franzosen die Herrschaft Bedburg. Eine lange Ära der Herrschaft der Grafen von Reifferscheid über Bedburg ging zu Ende.

Kirdorf kam zur Mairie Bedburg. Die Franzosen bauten eine leistungsfähige Verwaltung auf. Damit einher ging die Abschaffung des Zehnten und der Feudallasten. 1801 trat eine Polizeiordnung in Kraft. Darin wurde auch festgelegt, dass alle Schornsteine regelmäßig überprüft und gekehrt werden mussten. Ein schwerer Sturm am 9. November 1801 verursachte zahlreiche Brände. Bei einer Untersuchung wurde festgestellt, dass "der Kamin dem Strohdach gleichgemacht ist", woraufhin dem Kirdorfer Matthias Friedrichs das Feuermachen verboten wurde, bis der Kamin in Ordnung gebracht war.

Ab 1800 wurde das Führen von Geburts-, Heirats- und Sterberegistern zur Pflicht. Der erste Bürgermeister dieser Bürgermeisterei, Reiner Oeppen, erstellte eine Übersicht über die Einwohner und deren Berufsstruktur.

Im Dorf lebten :

1803

  • 11 Männer
  • 16 Frauen
  • 27 Jungen
  • 15 Mädchen

1806

  • 12 verheiratete Männer
  • 12 verheiratete Frauen
  • 26 Jungen
  • 13 Mädchen
  • 1  Witwer
  • 3  Witwen



Das Schulwesen wurde von den Franzosen schlecht beurteilt. Die Pfarrei Kirdorf (entstanden um 1807) konnte sich keinen Französischlehrer leisten. So musste der Dorfschullehrer und Küster erst selbst Französisch lernen, bevor er es weitergeben konnte.

Die Niederlage Napoleons 1814 und der Wiener Kongress 1815 beendeten die französische Herrschaft. Kirdorf kam zum Königreich Preußen.



Kriegszustandserklärung

Preußenzeit

Da Preußen eine Militärmacht war, gewann der Militarismus an Bedeutung. Überall wurden Kriegervereine gegründet. Die Wehrpflicht betrug drei Jahre. In Bedburg und Umgebung fand 1884 ein Kaisermanöver statt. Kronprinz Friedrich Wilhelm besuchte unter großem Jubel Bedburg.

Unter den Preußen wurden die Sümpfe und Moore an der Erft trockengelegt und urbar gemacht, so auch der Kirdorfer und Blericher Bruch. Es gab eine neue Gemeindeordnung, aus der die Regierungsbezirke hervorgingen. Erster Bürgermeister von Bedburg wurde Johann Wilhelm Huttanus. Die Kinderarbeit endete am 19. März 1839 mit dem ersten Kinderschutzgesetz. Für Kinder unter 9 Jahren wurde die Arbeit ganz verboten, für Kinder unter 16 Jahren auf maximal 10 Stunden täglich begrenzt.

Kirdorf war nur auf dem Landweg zu erreichen, zu Fuß, zu Pferd oder mit Ochsen- oder Pferdegespannen. Nachdem 1705 die erste Postlinie (Postreiter, Postkutsche) zwischen Köln und Aachen eingerichtet worden war, kam mit dieser Linie erst 1743 die erste Poststation nach Bergheim. Später führte eine Postlinie nach Bedburg. Eine weitere Strecke führte von Glesch über Kirdorf nach Millendorf, Pütz, Kirchtroisdorf, Kirchherten, Hohenholz, Königshoven, Harff, Epprath, Kaster nach Bedburg.

Als 1841 die Eisenbahnlinie Köln-Aachen eröffnet wurde, geriet die Postlinie über Bergheim ins Abseits. Die Nebenstrecken wurden noch einige Zeit bedient, aber dann war auch für sie Schluss. Bedburg wurde 1896 durch die Bahnstrecke Neuss - Düren an das öffentliche Eisenbahnnetz angeschlossen.

Ende des 19. Jahrhunderts begann die Industrialisierung. Das Verkehrsmittel Eisenbahn setzte sich durch. Die erste Kreisbahn fuhr am 26. Juni 1896 von Kerpen nach Frechen. Zwei Jahre später, am 22. Oktober 1898, wurde die Schmalspurbahn von Bedburg nach Kirchherten eröffnet, die später bis Ameln verlängert wurde. Diese Bahn führte durch Kirdorf über den heutigen Embegrund in Richtung Niederembt. Bahnhöfe gab es in Bedburg, Niederembt, Kirchtroisdorf, Kirchherten und an der Endstation Ameln. Kirdorf erhielt keinen Haltepunkt. Zuerst wurde der Personenverkehr, dann der Güterverkehr eingestellt, 1966 wurde die Strecke endgültig stillgelegt.

Unter preußischer Herrschaft zog Deutschland in den Ersten Weltkrieg. Nach der Mobilmachung im August 1914 musste Kirdorf mit nur 30 Häusern und 165 Kirdorfern für einige Tage über 300 Soldaten verpflegen und einquartieren.

Nach dem verlorenen Krieg trat am 11. November 1918 der Waffenstillstand in Kraft. Verschiedene Friedensverträge wurden abgeschlossen. Im Vertrag von Versailles heißt es, dass Deutschland und seine Verbündeten „für alle Verluste und Schäden verantwortlich“ sind. Das Rheinland sollte 15 Jahre lang besetzt bleiben, und Deutschland musste hohe Reparationszahlungen leisten.

Am 5. Dezember 1918 rückten die Besatzer in unser Gebiet ein. Die Briten hatten nun für Jahre das Sagen.

Kirdorf in neuerer Zeit bedarf einer eigenen Betrachtung.


Literatur

Eck, Werner

Köln in römischer Zeit.
Geschichte der Stadt Köln, Band 1

Kirchhoff, Hans Georg und Heinz Braschoß

Geschichte der Stadt Bedburg

Kirchhoff, Hans Georg

Mittelalter an Erft und Gilbach

Andermahr, Heinz und Depcik, Uwe

Geschichte der Stadt Kaster
Von den Anfängen bis zur kommunalen Neugliederung 1975

Forum Jülicher Geschichte

Dietmar, Carl

Schatzkammer rheinisches Braunkohlenrevier

Murmann, Hubert

Der Kerpener Raum in römischer Zeit.
Kerpener Heimatblätter, 2-3/2013

Landkreis Bergheim

150 Jahre Landkreis Bergheim.
1816-1966

Hinz, Hermann

Archäologische Funde und Denkmäler des Rheinlandes

Müller, Gustav

Eine befestigte spätrömische Villa rustica bei Oberembt, Kreis Bergheim/Erft.
in RA 10, Bonn 1971

Verein für Geschichte und Heimatkunde Bedburg e.V.

"Kult-Tour 2" - Der Südosten Bedburgs, 1995