Bedburgs Zerstörung 1673

Im Oktober vor 350 Jahren

Im Oktober vor 350 Jahren wurde Bedburg von Söldnertruppen erobert und verwüstet. Die in Vergessenheit geratene Zerstörung Bedburgs nach dem Dreißigjährigen Krieg wird hier kurz dargestellt und erinnert an das Leid der Bevölkerung im 17. Jahrhundert.



Heinz-Toni Dolfen




Nur langsam erholte sich Bedburg von den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648) im Jahre 1642. Als man sich langsam erholte, begann der französische Herrscher Ludwig XIV. wieder mit Kriegshandlungen und zettelte verschiedene Kriege an. Eines Tages erreichte das Kriegsgeschehen auch unsere Region.

Die Stadtmauer und die Wehrtürme waren nur notdürftig repariert worden. In der Stadtmauer standen in Abständen Wachtürme. Ein rechteckiger Wachturm, früher Hund genannt, stand in der Nähe des im 14. Jh. erbauten Kölner Tores, des östlichen Stadttores, woran heute noch die Hundsgasse erinnert. Reste des Turmes sind jedoch nicht mehr vorhanden.

Im Turm in der Hundsgasse, auch Reifferscheider Turm genannt, mussten die gräflichen Soldaten Wache halten. Zwischen diesem und einem weiteren Turm war das Augustinerkloster an die alte Stadtmauer angebaut. Teile des Klosters versperrten den Soldaten den Weg, wenn sie zwischen den Türmen pendelten. Immer wieder gab es Ärger, weil die Soldaten von den Klosterherren einen freien Durchgang durch ihr Klostergelände zu den Türmen erzwangen. Was nicht „unter Schloß und Riegel“ war, so klagten die Klosterbewohner, war den „raubgierigen Händen“ der Wachtmeister ausgeliefert.

Graf Adolf von Salm-Reifferscheid (1619-1673) warf dem Prior Cornelius Farber vor, zu viel Raum mit dem Kloster einzunehmen, während der Prior dem Grafen den Umgang der Soldaten mit ihnen vorwarf. 1661 kam es zu einem Vergleich zwischen dem Grafen und den Klosterbrüdern.

Als die Kriegsleute vor den Toren Bedburgs standen, ließ der Graf die Wachen verstärken und die Stadttore schließen. Die benachbarten Lipper feierten am 21. Oktober 1673 das Fest der heiligen Ursula, ihrer Pfarrpatronin. Die Glocken der Lipper Kirche läuteten, die Gläubigen strömten in die Kirche, aber diesmal fehlten die Bedburger und auch die Kasterer, denn auch Kaster hatte seine Stadttore geschlossen. Am gleichen Tag, abends gegen 10 Uhr, erschraken viele Einwohner, weil die Sturmglocken von St. Lambertus läuteten. Die Holländer und Spanier, man spricht von 20.000 Mann, hatten bereits die umliegenden Dörfer geplündert und deren Bewohner drangsaliert standen kurz vor der Stadt. Wer konnte suchte Schutz in Bedburg oder Kaster innerhalb der Stadtmauer.

Am frühen Morgen des 22. Oktober 1673 griffen die feindlichen Söldner Bedburg an. An der Stadtmauer wurden Sturmleitern aufgestellt und es begann ein Kampf um jeden Meter Mauerkrone. Hatte man einen Angreifer abgewehrt, standen fünf neue bereit, die Übermacht war zu groß. Der Nahkampf war grausam, man bekämpfte sich mit Säbeln, Lanzen und ähnlichen Hieb- und Stichwaffen, die schmerzhafte Wunden hinterließen. Das Schreien und Stöhnen der Verwundeten muss laut gewesen sein. Die Kämpfe dauerten den ganzen Vormittag an, als gegen Mittag das Kölner Tor fiel und die Stadt nicht mehr zu halten war. Die Söldner zogen zum Schloss, und auch hier brach ein heftiger Kampf aus. Frauen und Kinder suchten Schutz in der Kirche und im Kloster. Die letzte Schlacht wurde um den „Hund“ geschlagen. Es wird von einem heldenhaften Kampf der Wachmannschaft gegen einen haushoch überlegenen Gegner berichtet. Nach der Niederlage plünderten die Söldner und steckten viele Gebäude in Brand. Es war eine ungeheure Verwüstung, die die Soldaten anrichteten. Glücklicherweise blieben die Kirche und das Kloster von Feuer und Zerstörung verschont.

Auch diesmal dauerte es Jahrzehnte, bis sich Bedburg von dieser Katastrophe erholte. Leider ist dieser Abschnitt der Geschichte in der Geschichte Bedburgs etwas untergegangen. Die Verwüstungen waren aber ähnlich stark wie die von 1642.

Stand 2023

Quellen:
Busch,Johann Ludwig Theodor (Pfarrer Bedburg), Andachts-Übungen die Pfarre Bedburg
LVR Rheinischer Städteatlas Bedburg
Vetten, Georg in „An Erft und Gilbach“ Nr. 3 /1947