Zitadelle Jülich


Konrad Bludau




Die imposante Zitadelle wurde im Mittelalter von Herzog Wilhelm V. von Jülich-Kleve-Berg (1516-1592) in Auftrag gegeben. Im Jahre 1548 begann der italienische Architekt Alessandro Pasqualini mit dem Bau der Renaissancestadt Jülich und des befestigten Schlosses als Herrschaftssitz der Zitadelle auf einer Fläche von 90.000 m².

24 Mitglieder des Bedburger Geschichtsvereins besuchten am 20. April 2024 das Museum der Zitadelle. Die Führung durch die mächtige Festungsanlage mit Herzogsschloss und -kapelle erfolgte durch den engagierten Guide Herrn Groebel von der Museumsverwaltung. Sie führte außen und innen durch die Zitadelle mit ihren Bastionen, Wällen und dem Pulvermagazin sowie durch die Schlosskapelle, den Ausstellungs-/Museumsraum (Infozentrum) und die Kasematten im weitläufigen Kellergewölbe.


Schlosskapelle

Am 16. November 1944, am Ende des Zweiten Weltkrieges, wurde Jülich bombardiert und dem Erdboden gleichgemacht. Eine einzige Bombe brachte das Kellergewölbe der Zitadelle an einer Stelle zum Einsturz. In dem darunter liegenden Raum hatten 30 Kinder einer Schulklasse Schutz gesucht. Alle Kinder wurden durch die Detonation getötet. Ergebnis und Folge eines sinnlosen und erbarmungslosen Krieges. Die Atmosphäre der weitgehend erhaltenen Kellergewölbe ließ die Vergangenheit spürbar werden. In der Zitadelle wurden im 1. und 2. Weltkrieg Unteroffiziere der Wehrmacht ausgebildet. Heute sind die Kasematten und Horchgänge ein wichtiges Rückzugsgebiet für Fledermäuse, wie uns Herr Groebel berichtete.


Modell der Zitadelle

Im Museum ist der Sockel eines Säulendenkmals für den „Gott Jupiter“ aus dem ersten Viertel des 2. Jahrhunderts n. Chr. ausgestellt. Der Sockel wurde bei Ausgrabungen an der alten Römerstraße (heute B55) bei Stetternich gefunden. Dabei handelt es sich um die vor 2000 Jahren von den Römern erbaute Fernstraße „Via Belgica“, die von Köln bis nach Boulogne-sur-Mer an der Atlantikküste führte. Jupitersäulen waren im römischen Rheinland sehr beliebt. Von einzigartiger Bedeutung für die Jülicher Stadtgeschichte ist die Inschrift auf dem Sockel. Sie enthält die älteste bekannte Erwähnung Juliacums und seiner Bewohner. Auf der einen Seite des Sockels ist die Göttin Minerva zusehen, auf der Rückseite Reste einer Darstellung des Gottes Apollo.


Apollo

Minerva

Jupiter


Der historische Rundgang durch die Zitadelle stieß bei den Teilnehmern auf reges Interesse.

Bilder:
© Konrad Bludau