Der Raubritter Johann V. von Reifferscheid und Bedburg


Heinz-Toni Dolfen


Die Edelherren von Reifferscheid waren lange Zeit - seit 1225 - die Herrschenden über Bedburg. Ein ganz Besonderer unter ihnen war Johann V. von Reifferscheid, Bedburg und Dyck.

Johann V. von Reifferscheid, Bedburg und Dyck war ein Mann der Tat, Einmischung in Angelegenheiten anderer seine Passion. Aus den Zeiten von 1377 bis 1418 stammen die Dokumente, die uns das überliefern. Gab es irgendwo eine kriegerische Auseinandersetzung, so mischte er mit. Dabei machte er fette Beute, aber nicht immer war ihm das Glück hold. Mehrfach wurde er gefangen genommen und konnte sich nur mit hohen Summen freikaufen.

Herzog Wilhelm II. von Jülich-Geldern, dessen Lehnsmann Johann V. war, führte mal wieder gegen Brabant einen Feldzug. Diese rächten sich und zogen 1397 durch die Gefilde des Herzogs bevorzugterweise in Aachen sowie Jülich und verheerten das Land. Dies nahm Johann V. zum Anlass, dem Herzog Wilhelm II. gegen die Brabanter beizustehen, obwohl er auch noch Lehnsmann des Herzogs von Brabant war.

So ersann er einen Plan, die Brabanter zu schädigen. Johann hatte schon mehrfach im Brabanterland Raubzüge unternommen. Diese Raubzüge wollten einige Herrscher und Städte nicht dulden, sie schlossen sich zu einem Landfriedensbund zusammen und bekämpften diese Banden. Johann war auch von dieser Aktion betroffen und musste der Stadt Köln, Mitglied im Landfriedensbund, eine Aussöhnung (22. Januar 1388) gewähren. Diese sah vor, dass er seine Schlösser zu öffnen und die Kölner Bürgerschaft gegen gewöhnlichen Sold zu unterstützen hatte.

Diesmal ging sein Plan weiter, es sollte die Stadt Köln treffen. Mit Arnold von Hoemen, einem Burggrafen aus Odenkirchen, fand er einen ebenfalls rauflustigen und willigen Kumpan, der sich ihm anschloss.

Johann hatte aber auch seine Feinde in der Stadt. Einer seiner Gegner war der Erbvogt von Köln Gumprecht von Heppendorf-Alpen, ein mächtiger Mann in der Stadt. Woher diese Feindschaft kam, ist uns unbekannt. Am 24. Juni 1387 ließ der Erbvogt, den Arnold Pelzer aus Kerpen, wohnhaft bei St. Klaren in Köln, von seinen Männern auf dem Gereonsdrisch in Köln kidnappen und brachten ihn in den Keller der Vogtei. Der Erbvogt bezichtigte Arnold, ihn auszuspähen, um ihn an den Johann von Reifferscheid ausliefern zu können. Johann war also gut beraten, in der Stadt Köln vorsichtig zu agieren.

Aber Johann V. war auch Edelbürger der Stadt Köln. Die Stadt Köln versuchte sich vor dem Kölner Erzbischof und seinen Attacken und gegen andere Feinde zu rüsten, indem sie Verbündete suchte, wozu die Edelbürgerschaft diente. Wer den Status eines Edelbürgers hatte, bekam die gleichen Rechte wie die Kölner Bürger und durfte sich auch in der Stadt niederlassen. Als Gegenleistung hatten sie sich zum Schutz der Stadt verpflichtet und mussten somit der Stadt bei Fehden beistehen, erhielten dafür von der Stadt auch eine stattliche Zahlung.

Nun zurück zu seinem Plan. Johann V. hatte wohl Kenntnis davon, dass im Kölner Hafen Schiffe von Kaufleuten aus der Brabanter Region ankerten. Auf diesen Schiffen wäre reichlich Beute zu machen, wenn da nicht ein Problem wäre. Die Stadt Köln mit ihrer stattlichen Stadtmauer, war nicht leicht zu bezwingen, das hatten schon ganz andere versucht. Von der Wasserseite anzugreifen war auch nicht einfach und wahrscheinlich fehlte ihm hierzu auch das passende Equipment.

Im März 1397 setzten sie das Husarenstück in die Tat um und drangen nachts mit ihren Helfern heimlich in die Stadt ein. Jemand hatte ihnen unauffällig das Stadttor geöffnet. Johann V. hatte seine Edelbürgerschaft und seine Beziehungen in der Stadt genutzt und wahrscheinlich einen oder mehrere für das Öffnen des Tores bestochen.

Der Tross von Johann und Arnold schlich sich zum Hafen und überfielen gezielt die dort liegenden beladenen Handelsschiffe. Das erbeutete Handelsgut schleppten sie fort, genauso wie zwei Schiffsleute, die sie auf einem Boot angetroffen hatten. Doch das Schauspiel hatten Anwohner mitbekommen und schlugen Alarm. Es kam zu einem Auflauf der Anwohner und einige beobachteten das Spektakel von ihren Fenstern aus. Johann befahl die Fenstergucker mit Pfeil und Bogen zu beschießen, auch die Menge ließ er mit Pfeilen attackieren. Zahlreiche Kölner Bürger, ob Mann oder Frau, wurden verletzt. Jedenfalls Johann und seine Kumpanen konnten sich rechtzeitig aus dem Staub machen, bevor die bewaffnete Bürgerwehr eintraf.

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Bei dem nächtlichen Überfall wurden Kaufleute aus Aachen, Mechelen und Köln geschädigt, das konnte nicht ohne Folgen bleiben. Johanna Herzogin von Brabant und der Herzog Philipp von Burgund beschwerten sich bei der Stadt Köln und forderten Konsequenzen.

Wie so oft im Mittelalter wurden auch hier gegebene Versprechen nicht eingehalten. Johann V., ein Freund und Bürger der Stadt, sollte die Stadt und ihre Bürger schützen. Er aber überfiel sie rücksichtlos und plünderte und verletzte sogar noch Kölner Bürger.

Die Stadt reagierte sofort und am 17. Mai 1397 forderten sie von Johann V. das Raubgut zurück, andernfalls eine Klage vor den hohen Fürsten drohte. Schließlich kam es am 17. November 1397 in Bergheim durch Vermittlung von Johanns Onkel Ludwig von Reifferscheid, zu Verhandlungen. Am 21. Dezember 1397 wurde dann laut Urkunde ein Kompromiss gefunden, ohne dass wir über das Verhandlungsergebnis genaue Informationen bekommen.

Quellen:
Andermahr, Heinz; Die Edelherren von Reifferscheid als Herren von Bedburg (1225-1422)
Fahne, Anton; Geschichte der Grafen, jetzt Fürsten zu Salm-Reifferscheid
Fuchs, Peter; Chronik zur Geschichte der Stadt Köln, Band 1
Dolfen, Heinz-Toni; Die Herren von Heppendorf

Bilder: Ansicht von Köln 1531, Holzschnitts von Anton Woensam aus Worms

2020