"

Auerochse aus Königshoven

Entschlüsselt seine Herkunft vor 11.700 Jahren

Der Königshovener Ur
verrät jetzt seine Abstammung



Heinz-Toni Dolfen


Der Auerochse, auch Ur genannt, war ein imposantes Wildtier, das in der Steinzeit eine wichtige Rolle spielte. Die Tiere lebten in weiten Teilen Europas, Asiens und Nordafrikas und waren für ihre Größe und Stärke bekannt. Bereits in der Jungsteinzeit begann der Mensch, Auerochsen zu domestizieren. Das Fleisch diente als wichtige Nahrungsquelle und die Haut wurde zu Kleidung und anderen Gebrauchsgegenständen verarbeitet.

Uroschse Jagd

In den 1980er Jahren wurden in Bedburg-Königshoven die Knochen eines Auerochsen gefunden. Es handelt sich um einen äußerst seltenen Fund aus dem frühen Holozän (Nacheiszeitalter) in Mitteleuropa. Das junge Holozän ist für uns Menschen etwas Besonderes, weil es einen großen Teil der Erdoberfläche, wie wir sie kennen, geprägt hat: die Flussbetten und Überschwemmungsebenen, die Deltas, die Gesteins- und Bodenlandschaften. Aufgrund der zum Zeitpunkt des Fundes verwendeten Konservierungsmittel lieferten die damaligen Analysegeräte überwiegend falsche Daten. Jetzt wurden im Rahmen des Sonderforschungsbereichs „Our Way to Europe“ neue Proben analysiert. Es stellte sich heraus, dass die alte DNA so gut war, dass sie für weitere Untersuchungen geeignet war. Das Alter der Knochen wurde auf 11.7000 Jahre datiert.

Insgesamt ergab die Studie große genomische Trennungen zwischen dem europäischen Auerochsen, dem nordasiatischen Auerochsen und dem südasiatischen Vorfahren, die während der gesamten letzten Eiszeit, mindestens aber seit dem letzten gemeinsamen Vorfahren des östlichen und westlichen Auerochsen vor ca. 90.000 Jahren bestanden. Nach dem Höhepunkt der letzten Eiszeit besiedelten Auerochsen von der Iberischen Halbinsel wieder Mitteleuropa. Vor ca. 11.700 Jahren begann mit der deutlichen Klimaverbesserung zu Beginn der Nacheiszeit eine Phase der Wanderung und Vermischung. Die Studie ergab, dass es eine gezielte Domestizierung innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne gab.

„Mithilfe der Proben aus Bedburg-Königshoven konnte das Genom des mitteleuropäischen Auerochsen zum ersten Mal vollständig entschlüsselt und die Geschichte der europäischen und asiatischen Wildrinder und der heutigen Hausrinder besser beschrieben werden“, so die Forscherin Dr. Birgit Gehlen vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität zu Köln. Die Ergebnisse der Studie »The genomic natural history of the aurochs« wurden nun in der Fachzeitschrift Nature präsentiert.


© 2024
Heinz-Toni Dolfen
Foto.Titel: Auerochse-Hoehlenmalerei-Lascaux; Francesco Bandarin / © UNESCO. CC BY-SA 3.0 IGO