Die Legende

Jagdszene aus dem Codex Manesse Jagdszene aus dem Codex Manesse
Grottenherten war im frühen Mittelalter ein fränkisches Königsgut. Erstmalig finden wir den Ort „Hertene“ um 893 im Güterverzeichnis der Abtei Prüm. Hertene bedeutet so viel wie „Ansiedlung auf bewaldeter Anhöhe“. Solche Gegenden, mit Bewaldung und Freiflächen, nutzten auch die fränkischen Herrscher gerne zur Jagd.

Einer der großen Frankenkönige war Carolus Magnus (748-814), bekannt als Karl der Große. Er betritt am 2. April 748 (so der Bonner Mittelaltersforscher Matthias Becher) die Bühne der Welt. Den Ort der Geburt kennen wir nicht, in den Orten der Spekulation liegt auch die Pfalz Düren.

Die Legende beginnt damit, dass kein geringerer als Karl der Große mit Familie und Gefolge in den Wäldern um Hertene auf der Jagd gewesen sei. Es könnte sich dann um einen königlichen Forst gehandelt haben, wo er neben der wirtschaftlichen Nutzung auch das Jagdrecht für sich in Anspruch nahm. Die Familie von Karl war schon groß und zahlreich war die Jagdgesellschaft, so dass sie sich weiträumig bewegen mussten. Bevorzugt wurde die Jagd auf Wildschwein, Hirsch und Reh. Die Hunde scheuchten die Tiere auf. Die berittenen Jäger verfolgten die Tiere, die sie dann mit Schwert oder Speer zu erlegen versuchten. Karl vermittelte zu seiner Zeit ein neues Vorbild für den fürstlichen Jagdherrn.

In diesem Treiben verirrte sich eine seiner Töchter. Tagelang suchte man nach ihr, bis man sie am Margarethentag (damals der 13. Juli), bei Hertene gefunden hatte. Aus Dankbarkeit ließ Karl dort eine Kapelle bauen und gab ihr den Namen Margarethenkapelle, den Ort nannte man danach Margarethenherten.

Die Kapelle St. Margaretha erscheint uns dokumentarisch aber erst im Jahr 1470. Im 14. Jh. erwarb Gerhard von Jülich einen Fronhof mit Kapelle in Hertene. Es ist also möglich, dass hier die Margarethenkapelle gemeint ist. Genaueres zur Errichtung der Kapelle ist nicht bekannt. Sie ist der Märtyrin Margaretha aus Alexandria geweiht und wurde, wie oben erwähnt, im Jahre 1470, schriftlich in „catalogus omnium beneficiorum“, einem Bestandsverzeichnis, aufgeführt. Heute steht die Kapelle unter Denkmalschutz.



Die Kapelle

Kapelle Kapelle © Matthias Herzogenrath
Es wird vermutet, dass das rechteckige Bauwerk in dieser Form aus dem 11. oder 12. Jh. stammt. Im Schiff steckt ein älterer, wohl romanischer Kern. An der früher verputzten Westwand fand man Bruchsteinmauerwerk aus Tuff, Grauwacke und Feldsteinen mit nachträglich erhöhtem Giebel. Es ist wahrscheinlich, dass der Chor, der im 15. Jahrhundert spätgotisch umgebaut wurde, im Ursprung auch rechteckig gewesen ist.

Der ebenfalls verputzte fünfseitige Chor hat in der Nord- und Südwand je ein Spitzbogenfenster mit zweibahnigem Maßwerk, an den vier Ecken des Schlusses vier schräggestellte Strebepfeiler und im Inneren ein Netzrippengewölbe auf kleinen Konsolen.

Letzte Renovierungsarbeiten wurden 1978 vorgenommen, wobei man alle Kriegsschäden beseitigte. Die neuen Fenster zeigen Szenen aus dem Leben der hl. Margaretha. Die reiche Ausstattung dieser Kapelle besticht mit ihren sakralen Gegenständen: Altar, Kommunionbank, Kirchenbänke, Kreuzwegstationen, Statuen, Gedenktafel, Weihwasserbecken und der Vereinsfahne des Bürgervereins Grottenherten, mit dem Bildnis der hl. Margaretha, die im Mutterhaus Arenberg, der Schwestern des ehemaligen Klosters und Altenheimes "Maria Hilf" in Kirchherten, gestickt wurde.

Kapelle Innenansicht Kapelle Innenansicht © Matthias Herzogenrath
Auf dem Helm des Dachreiters befindet sich heute eine schmiedeeiserne Wetterfahne. Sie stellt die hl. Margaretha dar, die einem Drachen die Kreuzfahne durch den Leib bohrt. In ihrem Kleid steht die Jahreszahl 1412.

Auf dem Kapellenglöckchen mit einem Durchmesser von 61 cm, einem Gewicht von 122 kg und als e Ton gegossen findet man als Inschrift:

„ .. S. Margaretha heische ich.
Die Lebenden ruffe ich
Die Doten beleuthe ich
Das Donnerwetter vertreibe ich
Joseph Schieffer Scheppen
Caspar Brewer Vorsteher. „


Darunter Akanthusfries, am Schlagrand:
Bartholomäus Gunder GOS MICH ANNO 1761.




„Die Kapelle“ ein Auszug aus einem Bericht von Hermann-Josef Oster
„Die Legende“ von Heinz-Toni Dolfen, 2020