825 Jahre Pütz

(„Puthze“, „Putze“, „Puytze“)

Anlässlich des diesjährigen Ortsjubiläums wirft das Stadtarchiv einen Blick zurück!



von Uwe Depcik, Stadtarchiv Bedburg

Der Ort, Namensgeber der späteren Gemeinde, wird erstmalig 1194 als „Putze“ im Güterverzeichnis des Klosters Füssenich (bei Düren) erwähnt; er stammt dem Namen nach aus fränkischer Zeit. 1312 wird „Puytze“ als Besitz des Walram, Bruder des jülicher Grafen Gerhard genannt. 1343 wird ein Ritter Cuno von Pütz nach Kauf als Burgherr von Lipp bezeichnet.

Im Mittelalter besaß Pütz für Beurkundungen ein eigenes Gerichtssiegel, auf dem der heilige Sebastianus abgebildet war. Bis 1789 gehörte Pütz zum Amt Kaster und dort zum Gericht Kirchherten. Kirchlich gehörte es zur Pfarrei Kirchherten. 1746 wurde in der Ortsmitte eine dem heiligen Johannes von Nepumuk geweihte Kapelle errichtet; zum Bau verwendete man teilweise Material aus der 1648 zerstörten Burg Kaster.

bild Kapelle St. Johannes Nepomuk (Foto: Dolfen)

bild Kapelle St. Johannes Nepomuk, Inschrift der Bauherren (Foto: Dolfen)

1887 wurde sie jedoch durch einen Neubau auf einem Grundstück von Herman-Josef Broich und Heinrich Kemmerling ersetzt. „Bauherren“ waren die Geschwister Heinrich, Gertrud und Anna-Katharina Schwier, die mit dem Geld ihres 1885 verstorbenen Bruders Matthias den Bau finanzierten. Architekt war Erasmus Schüler aus Köln. Die alte Kapelle wurde zu einem Wohnhaus an der Ecke Kasterer Straße – Laubenstraße umgebaut.

1776 lebten 268 Menschen in Pütz; die Mairie Pütz beherbergte 1799 insgesamt 1.965 Personen. Die Gemeinde Pütz schließlich war 1950 von 3.892 Menschen bewohnt; im Ort selber lebten 481 Personen.

1798 wurde der Ort mit Kirchherten, Grottenherten, Kirchtroisdorf und Kleintroisdorf, Hahnerhof und Kaiskorb zur Mairie (= Bürgermeisterei) Pütz im Kanton Bergheim zusammengefasst; erster Maire (Bürgermeister) war Johann Heinrich Meuser. Nach Abzug der Franzosen wird daraus die Bürgermeisterei Pütz, aus der schließlich die Gemeinde Pütz entstand. 1821 zerstörte ein Großbrand Teile des Ortes; ein weiterer Brand im Jahr 1863 vernichtete Teile des Oberdorfes. 1902 wurde daraufhin in Pütz eine Feuerwehr gegründet.

bild Pütz Tranchot-Karte cetwa 1807 (Wikipedia)

Ab 1826 war Ferdinand von Gartzen Bürgermeister, der gleichzeitig ab 1831 Bürgermeister von Kaster wurde; dort wurde er von aufgebrachten Bürgern 1848 vertrieben (sogenannter „Sturm auf das Agathator“), hielt sich aber in Pütz noch bis 1851.

Am Dorf vorbei fließt der „Pützer Bach“, der hin und wieder durch starkes Hochwasser von sich reden machte.

bild Ehemalige Kapelle als Wohnhaus (Foto: Stadtarchiv Bedburg)

Der Heimatdichter Hermann Josef Meuser (1864 – 1945), der auch Organist der Kapelle war, „errichtete“ die Taxuslaube in der Laubenstraße, ein zurechtgestutztes und begehbares Eibengewächs, die auch von Friedrich III. bei seinem Manöverbesuch 1884 besichtigt wurde.

Eine erste „Schule“ (ein einzelner Unterrichtsraum) bestand ab 1784 in der Eremitage eines Bruder Johannes auf dem Hof Broich; ein richtiges Schulgebäude war ab 1829 das Haus an der Kasterer Straße 22, das 1882 durch eine neue Schule ersetzt wurde. 1968 wurde im Zuge der Schulreform (Einteilung in Grundschulen und anschließende weiterbildende Schulen) die Schule in Pütz geschlossen.

Neben der 1881 unter der Leitung der Familie Schumacher eröffneten Krautfabrik (im früheren Haus Nr. 59) existierte von 1880 bis 1895 noch eine Feldziegelei, die Franz Kaumanns gehörte. Bis 1875 befand sich im Haus Schulstraße 5 eine Brauerei der Familie Manstedten, der eine Brennerei angeschlossen war. Zuvor befand sich hier eine 1793 gebaute Mühle, die aber schon um 1861 aufgrund des geringen Wasserstandes des Pützer Baches den Betrieb einstellte.

Auf dem freien Feld zwischen Kirchtroisdorf und Pütz stand 1925 noch eine alte Bockwindmühle, die aber später abgerissen wurde.

1906 wird der Ort an das Fernsprechnetz angeschlossen; 1908 erhielt der Ort eine Wasserleitung und 1910 das erste elektrische Licht; gleichzeitig wurde der bis dahin vorhandene Dorfweiher zugeschüttet.

Heimatdichter Hermann Meuser, mittig sitzend, im Jahr 1917 (Foto: Stadtarchiv Bedburg)

Nach dem ersten Weltkrieg rückten am 8. Dezember 1918 britische Soldaten im Rahmen der Rheinlandbesetzung in Pütz ein. Pütz gehörte zum Bereich der 1. britischen Kavalleriedivision. Für die Rückkehr der Kriegsgefangenen der Bürgermeisterei Pütz fand im Juli 1919 ein Wohltätigkeitskonzert in Kirchherten statt.

1933, nach der Machtübernahme durch die NSDAP löste Dr. Gerhard Rinkens die Bürgermeister von Königshoven, Kaster und Pütz kommissarisch ab und auf seinen Vorschlag hin wurde 1937 aus den drei Gemeinden das Amt Königshoven. Zum neuen Amtsbürgermeister wurde 1939 Dr. Ernst Ridder ernannt.

Das Ende des zweiten Weltkrieges fand für den Ort am 27.2.1945 statt, als er von Amerikanern der 9. Armee eingenommen wurde. Zuvor (am 26.2.) wurden dabei durch Artilleriebeschuss 4 Personen getötet.

Unter Nachkriegsbürgermeister Martin Flücken plante man eine „Ausatmung“ aus dem Amt, was aber nicht zustande kam. 1971 planten die Stadt Kaster und die Gemeinden Königshoven und Pütz einen Zusammenschluss zu einer erweiterten Stadt Kaster, im Zuge des Köln-Gesetzes aber wurden 1974 alle drei mit Lipp und Bedburg zur neuen Stadt Bedburg zusammengeschlossen.

Erstellt 2019