Broich

Ein Ort im Wandel der Geschichte



Nord-östlich der Bedburger Altstadt, eingegrenzt von der Pappel Allee, der Weiherstrasse und der Rupperburg, die als Durchgangsstrasse anzusehen ist, befindet sich der Ortsteil Bedburg-Broich. Den Namen erhielt Broich von der damaligen Bruchlandschaft. In der Bruchlandschaft herrschte vorwiegend ein mit Wasserläufen durchzogener und sumpfiger Untergrund. Wälder und Auen umgaben bis weit ins späte Mittelalter hinein den Ort Bedburg-Broich.

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Agathastraße mit Blick auf die St.Agatha Kapelle

In Broich gab es nur wenige bäuerliche Höfe. Die meisten Dorfbewohner wohnten in kleinen Häusern und arbeiteten überwiegend auf größeren landwirtschaftlichen Höfen. In der Erntezeit als „Heuer“ (Mäher) oder als Flachsschwinger. Auch verrichteten sie Tätigkeiten in handwerklichen Berufen wie Schneider, Schuster, Hausweber oder Schornsteinfeger.

Ursprünglich bestand Broich nur aus einer Straße, der heutigen Agathastraße. Die vorhandene Bebauung entstand um die Wende des 19. zum 20. Jh.


Castrum Scidrike

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So ähnlich könnte die Burg bzw. der Gutshof „Schirkerhof“ in Broich ausgesehen haben

Im Hochmittelalter gab es in Broich eine Burg, die 1166 „castrum Scidrike“ genannt wurde. Besitzer der Burg war eine adlige Familie namens Schiederich. Heute erinnert der Straßenname „Schirkerhof“ noch an den Namen der damaligen Burg.

Nach historischen Berichten gab es einen direkten Zugang vom ehemaligen Bedburger Augustinerkloster zur Burganlage des Schirkerhofes, und zwar über die heutige Augustinerallee.

Das Anwesen soll nach Johann Peter Dethier im Dreißigjährigen Krieg 1642 untergegangen sein. Die Flur Schirkerhof und damit das Areal der Burg wurde durch die Verlegung des Erftbettes zerstört.

Der befestigte Adelssitz gehörte den Edelherren von Schiederich. Eine untergegangene Siedlung gleichen Namens wird in geschichtlichen Jahrbüchern erwähnt. Von der Burg leiteten die Kölner Patrizier Schiederich wahrscheinlich ihre Abkunft her. Nach dem Tod Wilhelms von Schiederich muss die Burg und das zugehörige Erbe in die Verfügungsgewalt des Kölner Erzbischofs gelangt sein. Dieses wird in einer Urkunde vom 19. April 1293 belegt. Damals verzichteten Johann II. von Reifferscheid und seine Gemahlin Kunigunde auf ihre Rechte an dem Zehnten zu Schiederich, den sie vom Kölner Erzbischof gepachtet hatten.

Die Edelherren von Reifferscheid zu Bedburg nutzten die einstige Burg der Herren von Schiederich lediglich als größeres Gut. An einer weiteren Burg, in der Nähe ihres Hauptsitzes Bedburg, hatten sie offensichtlich kein Interesse.

Das Geschlecht „Schiederich“ starb im 13. Jahrhundert aus. Im 14. Jahrhundert lebte Gerhard von dem Brugh als Eigentümer im Burghaus. Er verkaufte das Burghaus im Jahre 1390 an das Augustinerkloster in Bedburg.


Ein Gotteshaus außerhalb der Stadt

Bedburg wird in einer Urkunde aus dem Jahre 893 im Urbar des Vermögensverzeichnis des Kloster Prüm erwähnt. Im Urbar des Klosters Prüm erscheint im Zusammenhang mit den Besitzungen des Klosters Keyenberg bei Erkelenz ein Satz über die materielle Ausstattung des Priesters in Bedburg. Im Bedburger Text ist ein wichtiger Hinweis verborgen, dass es 893 in Bedburg wirklich schon eine Kirche gab. Nach geschichtlichen Unterlagen befand sich die frühe und somit erste Kirche auf dem alten Friedhof an der heutigen „Kölner Strasse“, die zum Ortsteil Broich gehörte.


St.-Lambertus-Kapelle

In Broich stand einst die St.-Lambertus-Kapelle, die 1298 im „liber valoris“ als Pfarrkirche von Bedburg erscheint.

Der Liber valoris, Kurzbezeichnung für "Liber Valoris ecclesiarum Coloniensis dioceses"(wörtlich übersetzt: "Werte-Buch der Kirchen der Diözese Köln"), ist ein Steuerverzeichnis der Kölner Erzbischöfe. Es enthält Angaben über die Einkünfte sämtlicher kirchlicher Institutionen im Erzbistum Köln und diente dazu, die Abgaben der kirchlichen Einrichtungen zu taxieren.

Der Liber Valoris liegt in mehreren Fassungen vor, die vom 13. bis zum 16. Jahrhundert Verwendung fanden. Die älteren Fassungen sind nicht mehr erhalten. Die älteste noch nachvollziehbare Version, die im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Abteilung Rheinland liegt, wird dem Jahr 1308 zugeordnet - sie existiert allerdings nur noch als Abschrift aus der Zeit um 1400. Die Originalfassung aus ca. 1300/ 1308 wurde von dem damaligen Kölner Erzbischof Heinrich III. von Virneburg veranlasst.

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Liber Valoris ecclesiarum Coloniensis dioceses



Die St.-Lambertus-Kapelle wurde 1699 erbaut und stand bis 1823 auf dem Friedhof in Broich. Heute steht hier das Hochkreuz am Friedhofseingang, wenn man den Friedhof von der Kölner Strasse aufsucht.

Die Herren von Reifferscheid-Bedburg gründeten 1284 das Augustinerkloster in Bedburg. Es lag am Marktplatz, also im Zentrum der Stadt, während die alte Pfarrkirche außerhalb der Ummauerung verblieb. Der Reifferscheider Johann II. übernahm 1281 die Herrschaft über Bedburg. Er gründete im Jahre 1284 ein Kloster des Bettelordens der Augustiner. Elf Jahre später (1295) wurde die Augustiner- Klosterkirche fertiggestellt.

Nach dem Abriss der „St.-Lamberti-Kapelle“ im Jahre 1823 übernahm die bereits im Jahre 1298 erstellte Augustiner-Klosterkirche die alleinige Funktion einer Pfarrkirche für Bedburg.

1854 nahmen die Gläubigen an einer Mission in der Pfarrkirche teil. Als Erinnerung daran beschloß man, eine kleine Kapelle zu errichten, die der heiligen Agatha, der Schutzpatronin des Ortes Broich geweiht wurde.


St.-Agatha-Kapelle

Sie wurde 1854 erbaut und 1938 renoviert, wobei eine Tafel mit den Gefallenen des Ersten Weltkriegs angebracht wurde. Eine weitere umfangreiche grundlegende Renovierung fand zwischen 1953 und 1955 statt.

Die Agatha-Kapelle war zu Fronleichnam immer das Ziel der Fronleichnamsprozession.


Broich ist ein lebens- und liebenswerter Ortsteil von Bedburg. Baumalleen begrünen im Sommer die Ortschaft und strahlen Ruhe und Erholung aus. Die Nähe zum Stadtzentrum macht den Ortsteil attraktiv. Darüber hinaus werden hier Zusammenhalt und das Vereinsleben groß geschrieben.


    Quellennachweis
  1. Die Edelherren von Schiederich in Bedburg Heinz Andermahr
  2. Geschichte der Stadt Bedburg von Hans Georg Kirchhoff und Heinz Braschoß
  3. Stadtarchiv Bedburg
  4. Historische Wurzeln kirchlichen Lebens in Bedburg

von Konrad Bludau, 2018