Bedburgerin war keine Aussätzige


erfährt Geschichtsverein im Kölner Stadtarchiv

von Konrad Bludau

Zu Beginn des neuen Vereinsjahres lud der Geschichtsverein am 23. Februar 2024 zu einer Führung durch das neue Archiv der Stadt Köln ein. Im Foyer wurden wir von der Ansprechpartnerin des Archivs, Monika Frank, herzlich begrüßt.

Zu Beginn der Führung gab uns Frau Frank einen kurzen Überblick über das Archiv. Nach dem Einsturz des alten Stadtarchivs am 3. März 2009 aufgrund von Fehlern beim Bau eines U-Bahn-Tunnels wurde das neue Archiv am 3. September 2021 als eines der größten Stadtarchive und eines der modernsten kunsthistorischen Fotoarchive eröffnet.

Das Historische Archiv ist eine Kooperation mit dem Rheinischen Bildarchiv eingegangen. Der Bestand des Rheinischen Bildarchivs umfasst ca. 5,5 Millionen Fotografien. Die Bereitstellung von Bildmaterial für Wissenschaft und Forschung sowie für private und kommerzielle Zwecke ist die zentrale Aufgabe. Auf insgesamt 50 Regalkilometern in 28 Magazinen lagern Dokumente aus über 1.000 Jahren Stadtgeschichte, darunter sechzigtausend Urkunden (die älteste aus dem Jahr 922), hunderttausende Akten und Pläne sowie Millionen von Fotografien und digitales Archivgut. In den großzügigen, klimatisch kontrollierten Räumen werden die Archivalien der Gremien und der Stadtverwaltung Köln sowie zahlreiche Sammlungen und Nachlässe bekannter Politiker, Musiker, Literaten und Architekten gesammelt. Auch Archivgut von Vereinen, Firmen oder auch Privatpersonen mit Bezug zu Köln. Das Archiv ist damit die erste Adresse für alle, die Fragen zu Geschichte und Gegenwart, Identität und Heimat haben.




Die an der Führung teilnehmenden Mitglieder erhielten einen exklusiven Einblick und Eindruck in den Archivalltag hinter den Kulissen. So wurden uns die Werkstatträume gezeigt, in denen die durch den Einsturz des alten Archivs beschädigten und/oder verschmutzten Archivalien wie Urkunden, Akten etc. aufbereitet werden und erklärt, wie die zerrissenen Einzelteile wie bei einem Puzzlespiel gereinigt, gescannt und in mühevoller Kleinarbeit wieder zusammengesetzt werden.

Zum Abschluss wurden ausgewählte Urkunden mit Siegeln der Stadt Köln und der Bischöfe gezeigt. Höhepunkt war eine mittelalterliche Urkunde einer Bedburger Bürgerin über eine mögliche Lepraerkrankung. Es handelte sich um einen ärztlichen Untersuchungsbericht der Medizinischen Fakultät der Universität Köln aus dem Jahr 1486. Der, Hijlgyn Moelners de Beedbeer (Bedburg) wird bescheinigt, dass sie nicht aussätzig ist.

Urkunde siehe Bild oben © DHAK.

Bilder © Konrad Bludau