Kölns „Gute Stube“ der Gürzenich


Kölns „gute Stube“, der Gürzenich, wurde 1447 eröffnet
und 1997 generalsaniert.

von Konrad Bludau

Am 17.05.2023 unternahmen Mitglieder des Vereins für Geschichte und Heimatkunde Bedburg e.V. die angekündigte Fahrt nach Köln zur Besichtigung der historischen Festhalle, dem Kölner Gürzenich und der Ruine St. Alban. Insgesamt 28 Mitglieder des Geschichtsvereins wurden von Frau Dr. Martina Langel fachkundig über das prachtvolle Treppenhaus und durch die Festsäle mit spannenden Geschichten durch die Zeitreise geführt.

Mitglieder des Geschichtsvereins © Konrad Bludau


Der Gürzenich ist eine Festhalle im Zentrum der Kölner Altstadt. Namensgeber ist die Patrizierfamilie von Gürzenich, auf deren Grundstück das Gebäude im 15. Jh. errichtet wurde. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts wird der Gebäudekomplex für Konzerte, Kongresse, gesellschaftliche und kulturelle Veranstaltungen genutzt.

Das Saalgebäude des Gürzenich wurde von 1441 bis 1447 für 80.000 Gulden als Festsaal erbaut. Als Baumeister gilt Johann von Bueren. Es handelt sich um einen zweischiffigen Bau mit Zwillingsdach und Dachhäuschen aus Trachytsteinen des Siebengebirges.


Gürzenich Aussenansicht © Konrad Bludau
Das Gebäude hatte von Anfang an die Funktion eines städtischen Festhauses (Tanzhaus) für verschiedenste Veranstaltungen: Zum einen wurden die Ehrengäste der Stadt Köln im Festsaal empfangen, zum anderen standen die Räumlichkeiten dem Adel und den „hohen“ Bürgern für öffentliche und private Feierlichkeiten zur Verfügung. Kaiser Friedrich III. lud 1474 zu prunkvollen Empfängen ein, ebenso 1486 der römisch-deutsche König und spätere Kaiser Maximilian I., der hier 1505 einen Reichstag abhielt. Auch Kaiser Karl V. kam 1520 nach seiner Königskrönung in Aachen nach Köln.

Ab etwa 1645 wurde das Gebäude vorübergehend als Kauf- und Warenhaus genutzt. Als in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts die mittelalterliche Festhaustradition wiederbelebt wurde, erlangte der Gürzenich seine Stellung als wichtigste Veranstaltungsadresse Kölns zurück. Zu den beliebtesten Festen zählten schon damals die Karnevalsveranstaltungen: Bereits ein Jahr vor der Gründung des „Festkomitee Karneval“ tanzte man 1822 im Gürzenichsaal auf Maskenbällen.

Von 1857 bis zur Fertigstellung der Kölner Philharmonie 1986 veranstaltete die Kölner Konzert-Gesellschaft im Gürzenich ihre Konzertreihe. Hieraus gingen die später regelmäßig stattfindenden Gürzenich-Konzerte sowie der Gürzenich-Chor und das Gürzenich Orchester hervor.

Zwischen Gürzenich (Festhalle) und der Kirche St. Alban wurde ein neues Gebäude, das große Treppenhaus, errichtet und verbindet somit Teile der Ruine St. Alban mit der Gürzenicher Festhalle.


Gürzenich Treppenhaus © Konrad Bludau


Von April 1855 bis November 1857 wurde das Treppenhaus von Stadtbaumeister Julius Carl Raschdorff aufwendig umgebaut und neu errichtet.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus fast vollständig zerstört und zwischen 1952 und 1955 unter der Leitung des Architekten Rudolf Schwarz wieder aufgebaut; die Einweihung fand am 2. Oktober 1955 statt. Der Anbau sowie die Gestaltung der Innenräume im Stil der damaligen Zeit wurden nach Plänen von Karl Band und Rudolf Schwarz ausgeführt. Seitdem bilden der Gürzenich und die benachbarte Kirchenruine von St. Alban eine untrennbare Einheit.

Die Kirche Alt St. Alban ist eine der ältesten Pfarrkirchen von Köln. Im Mittelalter wurde die Kirche wiederholt umgebaut und 1668-72 als Hallenkirche neu gestaltet. Der Turm stammt aus dem Jahr 1494. Im Turm befindet sich die St. Bruder-Konrad-Kapelle.


Trauerndes Elternpaar © Konrad Bludau

Die Ruine ist vom Foyer und dem bereits erwähnten Treppenhaus des Gürzenich umgeben. In der Ruine von St. Alban befindet sich die Skulptur „Trauerndes Elternpaar“. Eine Kopie des Originals von Käthe Kollwitz, geschaffen von Joseph Beuys und Erwin Heerich. Das Original befindet sich auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Vladslo-Flandern/Belgien.

Seit dem 16. Januar 1959 wird das Kölner Dreigestirn im Gürzenich proklamiert. In den Jahren 1996 bis 1997 wurden umfangreiche Modernisierungs- und Restaurierungsarbeiten durchgeführt, insbesondere die technische Ausstattung auf den neuesten Stand gebracht und ein gläserner Außenaufzug eingebaut. Dies geschah unter weitgehender Erhaltung und konservatorischer Behandlung der denkmalgeschützten Bausubstanz. Weltweite Bekanntheit erlangte der Gürzenich im Juni 1999 als Tagungsort des Weltwirtschaftsgipfels G8.