Bedburgs altes Rathaus

Geschichte mit Sanierungsfall



Am Samstag, dem 14. Mai 2022, wurde den Bürgern der Stadt Bedburg am Tag der Städtebauförderung architektonische Pläne der vorzunehmenden Sanierung des nicht mehr genutzten Rathauses in der Innenstadt von Bedburg und im Rahmen der Führung die geschichtliche Vergangenheit des ursprünglichen Patrizierhauses vorgestellt.

In verständlicher Weise schilderte der beauftragte Architekt Herr Schmitz aus Bedburg die statischen Gegebenheiten und die nötigen Sanierungen zum Haus, zum Hof- und der Fassaden. Erwähnt wurde auch das kleine, dem Verfall nahe stehende Gebäude im Hof, wobei es sich um die frühere Waschküche handelt. Das Gebäude steht direkt am vorbeifließenden Nebenarm der Erft. Hier könnte eine Fußgängerbrücke entstehen, die direkt in den Schlosspark führt.

Die anwesenden Verwaltungsangestellten Frau Anke Pötter und Herr Jens Tempelmann vom Fachdienst 5 der Stadtplanung, Bauordnung und der Wirtschaftsförderung berichteten über die beantragten Fördermittel aus dem Städtebauförderprogramm von Bund und Länder der ISEK (integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept) und die damit verbundenen europaweiten Projektausschreibungen. Ausführlich berichtete der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins Bedburg e.V., Herr Heinz Obergünner, die geschichtliche Vergangenheit des alten Rathauses.

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Anke Pötter, Heinz Obergünner, Architekt Schmitz

Das Patrizierhaus wurde im 17. Jh. von einem wohlhabenden Bürger namens Oeppen erbaut. Im 19.Jh. wurde das Haus von der angesehenen jüdische Familie Hermann und Frieda Franken erworben und bewohnt.

Im weiteren Verlauf bewohnten Joseph Franken, Jurist und Notar, geb. 1887 in Bedburg sowie Hilde Franken und der Kaufmann Albert Franken mit Ehefrau das herausragende Gebäude.

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Heinz Obergünner vom Geschichtsverein
Joseph Franken war 1930 Oberlandesgerichtsrat. 1934 erhielt er das Ehrenkreuz für Frontkämpfer. Nach der Novemberpogromnacht 1938 wurde er verhaftet und im KZ Dachau inhaftiert. Auch Albert Franken, geb. 1889 in Bedburg, erhielt noch 1935 das Ehrenkreuz für Frontkämpfer. Am 15. November 1938 wurde auch er im KZ Dachau inhaftiert. Nach Aufgabe seines gesamten Vermögens konnte er 1939 nach Palästina mit 10 Reichsmark in der Tasche emigrieren. Joseph wie auch Albert Franken kehrten 1950 bzw. 1953 nach Deutschland zurück. Joseph verstarb 1981. Albert ist 1971 in Frechen verstorben.

Die Tochter von Joseph Franken, Hilde Edith Franken (Channa Monin), sowie der Enkel Yossi Meiri mit seiner Ehefrau Efrat und den Söhnen Lion und Omer und der Tochter Noam besuchten 1999 und am 29. März 2019 die Wurzeln ihrer Heimat und ihr früheres Wohnhaus.

Während der Führung und Vorstellung des alten Rathauses, wurde der Wunsch geäußert, nach der Restaurierung einen Raum als Gedenkstätte für die Familie Franken zu schaffen. Ferner könnten auch Räume als Begegnungsstätte, Bildungsstätte und Vereinsräume ins Auge gefasst werden.


Bericht und Fotos Konrad Bludau