Neuanfang NRW nach 1945


Konrad Bludau

Die Mitglieder des Vereins für Geschichte und Heimatkunde Bedburg e.V. feierten am 15. November 2022 ihr Jahresabschlusstreffen. Der Vorstand hatte ins Kasterer Restaurant „La Piazza“ eingeladen. Es wurde eine Bilanz zum Jahresabschluss gezogen und die Anwesenden lauschten einem Vortrag ihres Mitglieds Klaus Pätsch. Er berichtet über das Kriegsende und den Neuanfang in NRW nach 1945.

Er begann mit dem März 1945, als nach langen Kämpfen die linksrheinische Seite von den US Soldaten eingenommen, wogegen der rechtsrheinische Vormarsch durch Zerstörung der Rheinbrücken von der Deutschen Wehrmacht erst 6 Wochen später fortgesetzt wurde. Der Horror neigte sich Ende April 1945 dem Ende zu.


Pätsch beim Vortrag;   Bild K. Bludau
Im Gemeindebereich um Vossenack und Hürtgen, also im Hürtgenwald, fanden von Oktober 1944 bis Februar 1945 schwerste Kämpfe statt, in deren Folge etwa 24000 Soldaten auf amerikanischer und auf deutscher Seite ihr Leben verloren. Überwiegend waren es junge Soldaten.

Die Siegermächte machten sich Gedanken, wie man mit dem besiegten Deutschland verfahren sollte. Es kamen unterschiedliche Interessenlagen zur Sprache. Die Haltungen Frankreichs, Großbritanniens und der USA entsprachen nicht der Vorstellung der Sowjetunion.

Letztendlich wurde Westdeutschland von Ostdeutschland getrennt. Der Westen wurde unter französische, amerikanische und britische Militärmacht gestellt. Ostdeutschland wurde zentral von der Sowjetunion geführt.

Anfangs erhoben die Niederlande und Belgien Annexionen, die bis über Münster zur Weser reichten. Durch die Weitsichtigkeit von Churchill wurden die Annexionen später ad acta gelegt und die Teilung Deutschlands in vier Besatzungszonen beschlossen.

Churchill musste sich nicht nur mit Stalin, sondern auch mit Roosevelt auseinandersetzen. Roosevelt war den Sowjets gegenüber sehr viel weniger misstrauisch und glaubte, die Sowjets nach dem Krieg in eine Friedensordnung einzubinden. Am 8. Mai 1945 konnte Churchill dem britischen Unterhaus die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht melden.

Potsdamer Konferenz:
Josef Stalin, Harry S. Truman und Winston Churchill während einer Konferenzpause, Juli 1945.

National Archives and Records Administration, Public domain, via Wikimedia Commons

Am 17. Juli 1945 wurde auf der Potsdamer Konferenz das weitere Vorgehen in Deutschland beraten. Die britischen Vorschläge, die Provinz Nordrhein mit der Rheinprovinz zusammenzulegen, wurde dann aber vorzugsweise der Lösung im Zusammenschluss von Nordrhein und Westfalen zu Nordrhein-Westfalen gezollt.

1947 musste das vormalige Land Lippe auf Betreiben der Briten seine Selbstständigkeit aufgeben. Das kleine Land hatte die Wahl zum Anschluss an Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen. Die lippische Regierung entschied sich für den Anschluss an Nordrhein-Westfalen. So kamen im Wappen von NRW die Symbole „Rhein“, „Springendes Pferd“ und die „Lipper Rose“ zusammen. Zum ersten Ministerpräsidenten wurde Rudolf Amelunxen ernannt. Danach folgte Karl Arnold.

Der Aufschwung von Nordrhein-Westfalen wurde unter anderem durch den Beschluss einer europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS-Beschluss) oder auch Montanunion genannt vollzogen. Es handelte sich um einen europäischen Wirtschaftsverband, der die Gründerstaaten Belgien, Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande beigetreten waren.

Später kamen zum Beitritt in die EU (Europäische Union) noch die Staaten Dänemark, Irland, das Vereinigte Königreich, Griechenland, Portugal, Spanien, Finnland, Österreich und Schweden hinzu. Der EGKS-Vertrag ging auf den französischen Außenminister Robert Schuman zurück, dem der deutsche Kanzler Konrad Adenauer sofort zustimmte.

Das bedeutete, dass das Ruhrgebiet, das damals unter der Kontrolle der Internationalen Ruhrbehörde und britischer Besatzung stand und dessen Anlagen bis 1949 zum Teil als Reparationen demontiert wurden, eine Chance für neues Wachstum bekam.

Die Montanunion galt einige Jahre lang als „Schwungrad“ des wirtschaftlichen Neuaufbaus in Westdeutschland und somit die Sicherstellung des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. Die DDR bezeichnete die Montanunion als Rüstungsbasis des aggressiven Nordatlantikpaktes.

Churchill war es zu verdanken, dass die gesamten Ostgebiete des damaligen Deutschen Reiches nicht den polnischen und sowjetischen Forderungen zugeschlagen wurden. Es sollten 7 Millionen Deutsche aus den Ostgebieten zum Westen übersiedelt werden. Dafür sollten 2-3 Millionen vertriebene Polen diese Gebiete erhalten.

Er erklärte, dass es für Polen nicht gut sei, soviel deutsches Gebiet zu übernehmen. Denn klarer als Roosevelt erkannte er die Gefahr, dass dem von den Nazis beherrschten Reich ein sowjetisch dominiertes Europa folgen könnte und somit die Gefahr bestünde, dass sich der Kommunismus über ganz Westeuropa hinwegsetzen könnte. Auch befürchtete Churchill, dass die Sowjets durch diesen Anspruch zu mächtig und der Kommunismus überhandnehmen würde.

Der Vortrag endete mit dem Resümee, dass die heutige Bundesrepublik Deutschland dem vorausschauenden Churchill eine demokratische Grundordnung zu verdanken haben.